Der Grünspecht (Picus viridis) – Ein farbenprächtiger Bodenjäger
- Vagabundo
- 23. März 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Juni
1. Erscheinungsbild
Der Grünspecht ist mit seiner auffälligen Färbung unverwechselbar:
Gefieder:
Rücken und Flügel: Olivgrün mit gelblichem Schimmer
Bürzel: Auffallend gelbgrün ("Flaggensignal" im Flug)
Bauch: Hellgrau mit grünlicher Strichelung
Kopfzeichnung:
Männchen: Roter Scheitel mit schwarzem Rand, schwarzer "Bartstreif" mit rotem Zentrum
Weibchen: Ganz schwarzer Bartstreif
Beide: Schwarze Augenmaske, weißliche Wangen
Schnabel: Elfenbeinfarben, meißelförmig (typisch für Spechte)
Größe: 30-36 cm (spatzengroß), Flügelspannweite 40-42 cm
2. Stimme und Kommunikation
Der Grünspecht ist besonders durch seinen markanten Ruf bekannt:
Lachender Ruf: Lautes, gellendes "kjückkjückkjück" (ähnlich einem hysterischen Lachen)
Balzrufe: Leiseres "grügrügrü" im Frühjahr
Trommeln: Nur selten zu hören (im Gegensatz zu anderen Spechten)
Nestrufe: Zärtliches "kjeck" zwischen Partnern

3. Lebensraum und Verbreitung
Verbreitung: Ganz Europa (außer Nordskandinavien), bis Westasien
Bevorzugte Habitate:
Offene Laubwälder
Parkanlagen und große Gärten
Streuobstwiesen (ideal!)
Waldränder mit Ameisenvorkommen
Höhenverbreitung: Bis 1.000 m ü. NN
4. Ernährung und Jagdverhalten
Der Grünspecht ist spezialisiert auf:
Hauptnahrung: Ameisen (bis 90% der Nahrung)
Besonders Wald- und Wiesenameisen
Bis zu 2.000 Ameisen/Tag
Jagdtechnik:
Bodenjagd (typisch für Grünspechte)
Bis zu 10 cm lange Löcher in Ameisenhügel
Klebrige Zunge (10 cm lang) zum Auflecken
Winterernährung:
Ameisenpuppen aus Baumritzen
Fallobst
Selten Samen
5. Brutbiologie
Brutzeit: April-Juni
Nisthöhle: In morschen Bäumen, 2-10 m hoch
Wird jedes Jahr neu gezimmert
Einflugloch: Oval (5x7 cm)
Gelege: 5-7 weiße Eier
Brutdauer: 14-17 Tage
Nestlingszeit: 23-27 Tage
Besonderheit: Beide Eltern füttern mit vorverdauter Ameisennahrung

6. Besondere Verhaltensweisen
Klettertechnik: Zickzack-Bewegungen am Baum
Flug: Wellenförmig (typisch für Spechte)
Kommunikation: Trommelt selten, nutzt hauptsächlich Rufe
Winterverhalten: Oft in kleinen Trupps unterwegs
7. Gefährdung und Schutz
Bestand: In Deutschland stabil (ca. 42.000 BP)
Gefährdungsursachen:
Verlust von Streuobstwiesen
Pestizideinsatz (reduziert Ameisen)
Verkehrsopfer (bei Bodenjagd)
Schutzmaßnahmen:
Erhalt von Altbaumbeständen
Anlage von Streuobstwiesen
Verzicht auf Insektizide
Fun Fact: Grünspechte können ihre Zunge bis hinter den Augapfel einrollen! Diese Anpassung ermöglicht das schnelle Ausfahren beim Ameisenfang.
Der Grünspecht ist mit seinem farbenfrohen Gefieder und seinem charakteristischen Ruf eine Bereicherung unserer Kulturlandschaft. Als "Gärtner des Waldes" trägt er durch seine Höhlenbauaktivität zur Biodiversität bei. Sein spezialisiertes Jagdverhalten macht ihn zu einem wichtigen Indikator für intakte Ökosysteme.

Lebensraum, Nahrung und Fortpflanzung des Grünspechts (Picus viridis)
Der Grünspecht, mit seinem markanten lachenden Ruf und dem leuchtend grünen Gefieder, ist einer der charismatischsten Spechte Europas. Seine Lebensweise ist eng mit alten Baumbeständen und Ameisenvorkommen verbunden. Hier eine detaillierte Übersicht zu seinen ökologischen Ansprüchen und seinem Fortpflanzungsverhalten:
1. Lebensraum
Der Grünspecht bevorzugt halboffene Landschaften mit folgenden Merkmalen:
Streuobstwiesen: Ideal aufgrund des Altbaumbestands und des reichen Ameisenvorkommens.
Waldränder und Lichtungen: Besonders in Laub- und Mischwäldern, da Nadelwälder gemieden werden.
Kulturlandschaften: Parks, große Gärten, Friedhöfe und sogar Industriebrachen – sofern alte Bäume vorhanden sind.
Höhenverbreitung: Bis 1.000 m in Mitteleuropa, in den Alpen bis 2.000 m.
Besondere Anpassungen:
Standorttreue: Reviere umfassen 3–100 Hektar, je nach Nahrungsangebot.
Kulturfolger: Zunehmend in Siedlungen anzutreffen, wenn Pestizide fehlen.
2. Nahrung und Jagdverhalten
Der Grünspecht ist ein Ameisenspezialist (bis zu 90 % seiner Nahrung):
Hauptbeute: Rote Waldameisen und Wiesenameisen, deren Nester er mit dem Schnabel aufgräbt.
Winterstrategie: Gräbt Schneetunnel zu Ameisenhügeln oder weicht auf Baumspalten (Insekten, Spinnen) aus.
Zungenanpassung: Bis zu 10 cm lange, klebrige Zunge mit Widerhaken zum Herausfischen von Ameisen.
Nebennahrung:
Regenwürmer, Schnecken, Beeren (Kirschen, Äpfel) – besonders bei Schneelage.
3. Fortpflanzung und Brutbiologie
Paarung und Nestbau:
Balzzeit: Ab Dezember/Januar mit lautem „lachendem“ Ruf („klü-klü-klü“) und Balzflügen.
Nisthöhle: In morschen Laubbäumen (Weiden, Pappeln) in 2–10 m Höhe; Eingangsloch 6x7 cm.
Kooperation: Beide Partner bauen die Höhle – ein Ritual zur Paarbindung.
Brut und Aufzucht:
Gelege: 5–8 weiße Eier, ab April/Mai.
Brutdauer: 14–17 Tage, abwechselnd von beiden Eltern.
Nestlingszeit: 23–27 Tage; Jungvögel werden nach dem Ausfliegen noch Wochen geführt.
Besonderheit: Höhlen werden von anderen Tieren (Meisen, Fledermäusen) nachgenutzt.
Ökologische Bedeutung und Gefährdung
Schlüsselrolle: Als „Ameisenregulator“ und Höhlenbauer fördert er die Biodiversität.
Gefährdung:
Lebensraumverlust: Rückgang von Streuobstwiesen und Altbäumen.
Klimawandel: Milde Winter begünstigen ihn, aber Pestizide reduzieren Ameisen.
Schutzmaßnahmen: Erhalt von Totholz, Verzicht auf Insektizide, Förderung extensiver Landwirtschaft.
Fun Fact: Der Grünspecht war 2014 „Vogel des Jahres“ – als Symbol für erfolgreichen Artenschutz.
Mit seiner Spezialisierung auf Ameisen und seiner Anpassungsfähigkeit an Kulturlandschaften ist der Grünspecht ein faszinierender Indikator für intakte Ökosysteme. Sein Erhalt sichert auch vielen anderen Arten Lebensraum.

Gesang des Grünspechtes
Im Gegensatz zum Buntspecht trommelt der Grünspecht nur selten, da sein Schnabel weniger kräftig ist und für derartige Anstrengungen nicht so gut geeignet ist. Stattdessen verschafft sich der Grünspecht durch einen lauten, lachenden Gesang Gehör, der aus einer, in der Tonhöhe leicht abfallenden Tonfolge besteht. Diese charakteristische Vogelstimme hat dem Grünspecht den Beinamen "Lachvogel" eingebracht. Neben seinem lachenden Gesang besitzt der Grünspecht einen Ruf, den er manchmal während des Fluges oder bei Erregung von sich gibt.
Bestandsentwicklung des Grünspechts (Picus viridis) – Aktuelle Erkenntnisse und Herausforderungen
Der Grünspecht ist zwar einer der auffälligsten Vögel Europas, doch seine Bestandsschätzungen variieren erheblich – von 400.000 bis 1,7 Millionen Brutpaaren in Europa, wovon etwa 200.000 Paare in Mitteleuropas Wäldern vorkommen 1. Diese Diskrepanzen resultieren aus methodischen Unterschieden bei der Erfassung und regionalen Schwankungen.
1. Gründe für widersprüchliche Daten
Erfassungsmethoden:
Kleinflächige Studien vs. großräumige Monitoringprogramme (z. B. nationale Vogelzählungen).
Der Grünspecht ist scheu und lebt in deckungsreichen Habitaten, was Zählungen erschwert.
Regionale Unterschiede:
In Streuobstwiesen (z. B. Süddeutschland) stabil oder zunehmend 5.
In intensiv genutzten Agrarlandschaften (z. B. Nordfrankreich) rückläufig durch Pestizideinsatz und Ameisensterben.
2. Aktuelle Trends
Positive Entwicklungen:
Anpassung an urbane Räume (Parks, Friedhöfe) 3.
Schutzmaßnahmen für Streuobstbestände zeigen Wirkung 5.
Gefährdungen:
Lebensraumverlust: Rodung alter Baumbestände und Trockenlegung von Feuchtgebieten.
Klimawandel: Milde Winter begünstigen zwar Überwinterung, reduzieren aber Ameisen als Nahrungsgrundlage 6.
3. Empfehlungen für zuverlässigere Erfassung
Großflächige Monitoringprogramme: Kombination von Kartierungen und Citizen Science (z. B. NABU-Vogelzählungen).
Fokus auf Schlüsselhabitate: Priorisierung von Streuobstwiesen und Waldrändern in Zählgebieten.
Fazit: Trotz lokaler Erfolge bleibt der Grünspecht auf stabile Ökosysteme angewiesen. Präzisere Daten sind nötig, um Schutzmaßnahmen gezielt zu steuern – etwa durch EU-Förderprogramme für extensiv genutzte Kulturlandschaften

Maßnahmen zur Unterstützung des Grünspechts (Picus viridis)
1. Lebensraumschutz und -gestaltung
✔ Erhalt von Streuobstwiesen
Förderung extensiver Bewirtschaftung
Neupflanzung hochstämmiger Obstbäume (v.a. Apfel, Birne)
Sicherung bestehender Altbaumbestände
✔ Schaffung strukturreicher Waldränder
Belassen von Totholz und morschen Bäumen
Anlage von Lichtungen mit Ameisenhabitaten
Erhalt natürlicher Waldentwicklungsflächen
2. Nahrungsgrundlagen sichern
✔ Förderung von Ameisenpopulationen
Verzicht auf Insektizide in Grünlandgebieten
Anlage von Kleinstrukturen (Lesesteinhaufen, Totholz)
Schutz vorhandener Ameisenhügel
✔ Winterfütterungshilfen
Anbieten von Fettfutter an frostigen Tagen
Belassen von Fallobst in Streuobstbeständen
3. Nisthilfen und Brutplatzmanagement
✔ Künstliche Nisthöhlen
Anbringung in 4-6 m Höhe
Ovales Einflugloch (6x7 cm)
Besonders wirksam in jungen Waldbeständen
✔ Schutz bestehender Brutbäume
Markierung von Spechthöhlenbäumen
Sicherung vor forstlicher Nutzung
Pufferzonen um Brutbäume (mind. 50 m Radius)

4. Gefahrenreduzierung
✔ Verkehrssicherheit
Geschwindigkeitsbegrenzungen in bekannten Jagdgebieten
Markierung von Glasflächen an Gebäuden
✔ Prävention von Störungen
Leinenpflicht für Hunde in Brutgebieten
Besucherlenkung in sensiblen Bereichen
5. Wissenschaft und Monitoring
✔ Citizen Science Projekte
Meldung von Beobachtungen (z.B. über ornitho.de)
Teilnahme an Vogelzählaktionen
✔ Langzeitmonitoring
Kartierung von Revieren
Dokumentation von Bruterfolgen
Effektivste Maßnahmenkombination:
Schutz bestehender Streuobstbestände
Verbot von Breitbandinsektiziden
Anlage von Totholzinseln in Wäldern
Hinweis: Der Grünspecht profitiert besonders von kleinteiligen, strukturreichen Landschaften. Bereits kleine Maßnahmen (z.B. Belassen eines morschen Baumes) können lokal große Wirkung zeigen.

Steckbrief des Grünspechtes
Name: Grünspecht
Weitere Namen: Grasspecht, Erdspecht, Lachspecht
Lateinischer Name: Picus viridis
Klasse: Vögel
Ordnung: Spechtvögel (Piciformes)
Familie: Spechte (Picidae)
Unterfamilie: Echte Spechte (Picinae)
Größe: 22-35 Zentimeter
Gewicht: 150-200 Gramm
Flügelspannweite: bis zu 53 Zentimeter
Lebenserwartung: 5-11 Jahre
Aussehen: rotes Kopfgefieder, dunkelgrünes Rückengefieder
Zugverhalten: Standvogel
Nahrung: Ameisen, Insekten, Insektenlarven, Fluginsekten
Verbreitung: Europa, Asien, Russland
Lebensraum: Laubwälder, Streuobstwiesen, Parkanlagen, Gärten, selten Mischwälder
Natürliche Feinde: Habicht, Marder, Uhu, Mensch, Adler
Geschlechtsreife: etwa ab dem Erreichen das zweite Lebensjahr
Paarungszeit: Februar-April
Brutzeit: April-Juni, 12-18 Tage
Gelegegröße: 4-6 Eier
Sozialverhalten: Schwarmtiere
Vom Aussterben bedroht: JA

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