Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris): Ein faszinierender Waldbewohner
- Vagabundo
- 23. März 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juli
Das Eichhörnchen, wissenschaftlich bekannt als Sciurus vulgaris, ist eines der bekanntesten und beliebtesten Waldbewohner in Europa. Mit seinem flauschigen Schwanz, den lebhaften Farben und seiner agilen Art fasziniert es Jung und Alt gleichermaßen.
Aussehen und Merkmale
Das Eichhörnchen ist ein mittelgroßes Nagetier, das typischerweise eine Körperlänge von 20 bis 25 Zentimetern erreicht, wobei der buschige Schwanz noch einmal so lang sein kann. Das Fell ist je nach Jahreszeit und Region unterschiedlich gefärbt: Im Sommer trägt es meist ein rötlich-braunes bis kastanienbraunes Fell, während es im Winter oft graubraun wird. Besonders auffällig sind die großen, dunklen Augen, die dem Tier einen wachsamen Ausdruck verleihen, sowie die kleinen, spitzen Ohren, die oft mit einem kleinen Fransenbüschel versehen sind.
Lebensraum und Verbreitung
Das Eichhörnchen ist in Wäldern, Parks und Gärten in Europa weit verbreitet. Es bevorzugt Laub- und Mischwälder, in denen es genügend Bäume zum Klettern und Nisten findet. Besonders in Regionen mit alten Bäumen und einer vielfältigen Vegetation fühlt es sich wohl.

Ernährung
Das Eichhörnchen ist ein Allesfresser, dessen Hauptnahrung aus Nüssen, Samen, Beeren, Pilzen und gelegentlich auch kleinen Insekten besteht. Es ist bekannt für seine Fähigkeit, Vorräte anzulegen: Im Herbst versteckt es Nüsse und Samen in verschiedenen Verstecken, um sie im Winter zu fressen, wenn die Nahrung knapp ist. Diese Vorräte sind für das Überleben in der kalten Jahreszeit essenziell.
Verhalten und Fortpflanzung
Eichhörnchen sind äußerst flinke Kletterer und Springer. Sie bewegen sich geschickt durch die Baumkronen, springen von Ast zu Ast und nutzen ihre scharfen Krallen, um sich festzuhalten. Im Frühjahr und Sommer bringen die Weibchen meist zwei bis vier Junge zur Welt, die in einem Nest, dem sogenannten "Kobel", aufgezogen werden. Das Nest ist eine kugelförmige Konstruktion aus Zweigen, Blättern und Moos, das in den Ästen hoch oben in den Bäumen gebaut wird.
Besonderheiten
Ein interessantes Merkmal des Eichhörnchens ist seine Fähigkeit, sich an unterschiedliche Jahreszeiten anzupassen. Im Winter verlangsamt es seine Aktivität, hält Winterschlaf jedoch nicht, sondern bleibt aktiv und sucht nach Nahrung. Außerdem ist das Eichhörnchen ein wichtiger Verbreiter von Samen und Pilzsporen, was zur Gesundheit und Vielfalt der Wälder beiträgt.

Ernährung des Eichhörnchens – Ein detaillierter Einblick
Eichhörnchen sind äußerst anpassungsfähige Allesfresser, deren Ernährung je nach Jahreszeit, Lebensraum und Verfügbarkeit der Nahrungsquellen variiert. Sie sind bekannt für ihre Fähigkeit, Nüsse, Samen und Früchte zu sammeln und zu lagern, um sich auf den Winter vorzubereiten.
Hauptnahrungsquellen:
Nüsse: Haselnüsse, Eicheln, Bucheckern, Sonnenblumenkerne und andere Samen sind die wichtigsten Bestandteile ihrer Ernährung. Eichhörnchen sind geschickte Sammler und verstecken ihre Vorräte in Baumhöhlen, im Boden oder in Rinde, um sie später wiederzufinden.
Früchte: Sie fressen eine Vielzahl von Früchten wie Beeren, Äpfel, Birnen und Kirschen, die ihnen zusätzliche Energie liefern.
Pilze: Auch Pilze gehören zu ihrer Nahrung, wobei sie sowohl essbare als auch giftige Arten meiden.
Weitere Nahrungsquellen:
Insekten und kleine Wirbeltiere: Gelegentlich fressen Eichhörnchen Insekten, Larven oder kleine Wirbeltiere, um ihren Proteinbedarf zu decken.
Vogeleier: In manchen Fällen nehmen sie auch Vogeleier, insbesondere wenn andere Nahrungsquellen knapp sind.

Jahreszeitliche Anpassungen:
Frühling und Sommer: Während dieser Perioden ernähren sich Eichhörnchen vor allem von frischen Früchten, Blättern, Knospen und Insekten. Sie sammeln auch Samen und Nüsse, um für den Winter vorzusorgen.
Herbst: Die Nahrungsaufnahme nimmt zu, da sie ihre Vorräte anlegen. Sie sammeln und verstecken große Mengen an Nüssen und Samen, um den Winter zu überstehen.
Winter: In der kalten Jahreszeit greifen Eichhörnchen auf ihre gespeicherten Vorräte zurück. Da frische Nahrung knapp ist, sind sie auf ihre Vorräte angewiesen oder suchen nach Rinde, Knospen und gelegentlich auch nach gefrorenen Früchten.
Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Ernährung:
Vorratshaltung: Eichhörnchen sind bekannt für ihre Fähigkeit, Nahrungsmittel zu verstecken, um sie später wiederzufinden. Diese Verhaltensweise ist essenziell für ihr Überleben in den kargen Wintermonaten.
Auswahl der Nahrungsquellen: Sie bevorzugen energiereiche Nüsse und Samen, die ihnen die nötige Kraft für das Springen und Klettern in den Bäumen geben.
Fazit:Die Ernährung des Eichhörnchens ist äußerst vielfältig und anpassungsfähig. Ihre Fähigkeit, Nahrungsmittel zu sammeln, zu verstecken und je nach Jahreszeit zu variieren, macht sie zu faszinierenden Überlebenskünstlern in ihren Lebensräumen.

Fortpflanzung & Lebenserwartung von Eichhörnchen – Ein umfassender Einblick
Fortpflanzung
Eichhörnchen sind saisonale Fortpflanzungstiere, die in der Regel zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen, wobei die Hauptbrutzeit im Frühling (März bis Mai) und eine zweite im Spätsommer (Juli bis August) liegt.
Paarungszeit
Die Paarungszeit beginnt meist im späten Winter bis frühen Frühling, wenn die Männchen auf die Weibchen treffen. Während der Paarungszeit zeigen die Männchen aggressives Verhalten, um ihre Chancen zu erhöhen.

Trächtigkeitsdauer
Die Tragzeit beträgt etwa 38 bis 44 Tage, abhängig von der Art und den Umweltbedingungen.
Wurf und Aufzucht
Ein Wurf besteht in der Regel aus 2 bis 8 Jungtieren, wobei durchschnittlich 3 bis 4 Junge geboren werden. Die Neugeborenen sind blind, nackt und vollständig abhängig von der Mutter. Die Jungen öffnen ihre Augen nach etwa 4 Wochen, und nach etwa 6 bis 8 Wochen sind sie selbstständig.
Aufzucht
Die Mutter versorgt die Jungen intensiv, säubert und nährt sie, während die Väter meist keine direkte Rolle bei der Aufzucht spielen. Die Jungtiere bleiben in der Nähe des Nistplatzes, bis sie alt genug sind, um selbstständig zu werden.
Geschlechtsreife
Eichhörnchen werden in der Regel im Alter von etwa 1 Jahr geschlechtsreif, was ihnen ermöglicht, bereits im zweiten Jahr eigene Nachkommen zu zeugen.

Lebenserwartung
In freier Wildbahn: Die Lebenserwartung liegt meist zwischen 3 und 7 Jahren, wobei einige Individuen auch bis zu 10 Jahre alt werden können. Die hohe Sterblichkeit in der Wildnis ist auf Raubtiere, Krankheiten, Nahrungsmangel und Umweltfaktoren zurückzuführen.
In Gefangenschaft: Eichhörnchen können deutlich älter werden, oft bis zu 10 bis 20 Jahre, da sie dort vor Raubtieren geschützt sind, eine konstante Nahrungsquelle haben und medizinisch versorgt werden.
Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen:
Raubtiere: Greifvögel, Füchse, Marder und Katzen stellen eine Gefahr dar.
Nahrungsmangel: Besonders im Winter kann Nahrungsnot die Überlebenschancen verringern.
Krankheiten: Parasiten und Krankheiten können die Lebensdauer verkürzen.
Umweltfaktoren: Wetterextreme, Habitatverlust und menschliche Eingriffe beeinflussen ebenfalls die Überlebensrate.
Zusammenfassung: Eichhörnchen sind faszinierende Tiere mit einer relativ kurzen durchschnittlichen Lebenserwartung in der Wildnis, aber sie sind erstaunlich anpassungsfähig und reproduzieren sich effizient, um ihre Art zu erhalten. Ihre Fortpflanzungszyklen und Überlebensstrategien sind perfekt auf ihre Lebensräume abgestimmt.
Niststätte des Eichhörnchen
1. Bauweise und Struktur
Form und Material: Kobel sind kugelförmige Nester (Ø 30–50 cm) aus ineinander verflochtenen Zweigen, Rinde und Reisig. Die Innenpolsterung besteht aus weichen Materialien wie Moos, Blättern, Gras oder Federn. In städtischen Gebieten nutzen Eichhörnchen auch menschliche Gegenstände wie Stoffreste, Seile oder sogar Socken.
Konstruktionsmerkmale:
Geschlossene Bauweise (im Gegensatz zu offenen Vogelnestern) mit einem Dach für Schutz vor Regen und Kälte.
Mindestens zwei Ausgänge, um bei Angriffen durch Feinde (z. B. Marder oder Greifvögel) fliehen zu können.
Bauzeit: Ein Kobel wird in 3–5 Tagen errichtet.
2. Standort und Höhe
Baumgebunden: Kobel befinden sich meist in Astgabeln oder Baumhöhlen in mindestens 6 Metern Höhe, oft höher. Dies schützt vor Bodenfeinden wie Katzen.
Alternative Nistplätze in Städten: Bei mangelndem Baumbestand nutzen Eichhörnchen:
Dachböden, Balkonkästen, Fensterbänke oder Jalousiekästen.
Verlassene Spechthöhlen oder Nistkästen.
Reviergröße: Ein Eichhörnchen-Revier umfasst bis zu 5 Hektar, wobei die Tiere mehrere Kobel gleichzeitig unterhalten.
🔄 3. Funktion der Mehrfachnester
Jedes Eichhörnchen besitzt 2–8 Kobel, die unterschiedliche Zwecke erfüllen:
Schlafkobel: Für nächtliche Ruhe und Winterruhe (kein Winterschlaf!).
Schattenkobel: Kurzzeitruheplätze bei Hitze oder Regen.
Wurfkobel: Kinderstube für Jungtiere (Januar–August). Hier ziehen Weibchen ihre Jungen groß, bevor diese nach 3 Monaten selbstständig werden.
Fluchtstrategie: Mehrere Nester ermöglichen schnelles Ausweichen bei Parasitenbefall, Zerstörung oder Feinddruck.
⚠️ 4. Gefahren für Niststätten
Menschliche Eingriffe: Baumfällarbeiten (besonders März–April) zerstören oft Kobel mit Jungtieren. Vor Arbeiten muss der Baum auf Nester oder warnende Muttertiere kontrolliert werden.
Offene Wasserquellen: Regentonnen oder Pools ohne Ausstiegshilfen werden zur Todesfalle. Ein Brett oder Ast als Rettungsrampe ist essenziell.
Giftstoffe: Chemische Dünger (z. B. Blaukorn) oder Rattengift führen zu qualvollen Toden. Biologische Alternativen werden empfohlen.
🛡️ 5. Schutzmaßnahmen
Futterstellen im Winter: Nur in kalten Monaten zufüttern (Walnüsse, Äpfel, Karotten), um natürliche Instinkte zu erhalten. Keine Erdnüsse – sie sind schädlich!.
Sichere Gartengestaltung:
Katzensichere Futterstationen in Bäumen.
Netze über Obstbäumen vermeiden (Verletzungsgefahr).
Nistkästen mit zwei Einlässen anbieten.
Hilfe für verletzte Tiere: Schwache oder verletzte Eichhörnchen in ein Handtuch wickeln und zum Tierarzt bringen. Keine Selbstaufzucht versuchen!

Feinde und Gefahren für Eichhörnchen
Hier sind die wichtigsten natürlichen Feinde und Gefahren für Eichhörnchen, insbesondere in Mitteleuropa:
🐾 1. Natürliche Fressfeinde
Feind | Angriffsstrategie | Betroffene Lebensphase |
Baummarder | Kletterjäger, erbeutet adulte Tiere im Kobel | Ganzjährig (v. a. nachts) |
Greifvögel (Habicht, Bussard) | Überraschungsangriffe im Freien | Bei Nahrungssuche/Fortbewegung |
Wildkatzen | Lauerjäger am Boden/Baumfüßen | Jungtiere beim Verlassen des Kobels |
Füchse | Schnappt herabgefallene Jungtiere | Während des Nestwechsels |
🔸 Schutzmechanismen der Eichhörnchen:Mehrere Kobel zum Ausweichen,Zick-Zack-Flucht am Baum,Warnrufe bei Gefahr.
2. Menschgemachte Gefahren
a) Verkehr
Straßen: Bis zu 70% der verletzten Wildtiere in Pflegestationen sind überfahrene Eichhörnchen.
Grüne Barrieren: Zerschneidung von Revieren durch Straßen → Isolation von Populationen.
b) Habitatverlust
Abholzung: Zerstörung von Kobel-Bäumen und Futterquellen (v. a. in Städten).
„Aufgeräumte“ Gärten: Fehlende Altbäume, Reisighaufen und Samenpflanzen.
c) Fallen im Siedlungsraum
Gefahrenquelle | Wirkung | Prävention |
Regentonnen | Ertrinken (glatte Wände) | Abdeckung oder Ausstiegsbrett |
Vogelnetze | Verheddern/Ersticken | Netze entfernen oder straff spannen |
Chemikalien (Rattengift, Pestizide) | Vergiftung über Nahrungskette | Biologische Alternativen nutzen |
3. Klima- und Wetterrisiken
Spätfröste im Frühjahr: Erfrieren junger, noch nicht behaarter Jungtiere im Wurfkobel.
Dürre: Reduziert Samenproduktion von Bäumen → Nahrungsknappheit im Winter.
Stürme: Zerstörung von Kobeln in Astgabeln.
4. Weitere Bedrohungen
Krankheiten (z. B. Eichhörnchen-Pocken) durch Parasiten oder virale Erreger.
Konkurrenz durch invasive Arten: Grauhörnchen verdrängen Eichhörnchen und übertragen Pockenviren.
Hunger im Winter: Bei Schneedecken oder mangelndem Baumsamenbestand.
🛡️ Schutzmaßnahmen im Überblick
Gartengestaltung:
Alte Bäume erhalten, Reisighaufen liegen lassen,
Katzensichere Futterstellen (in mind. 2 m Höhe).
Sichere Wasserquellen: Regentonnen abdecken.
Baumarbeiten prüfen: Vor Fällungen (v. a. März–August) auf Kobel kontrollieren.
Nistkästen anbieten: Mit 2 Einflüchten (Ø 7–8 cm) in ≥ 5 m Höhe.
💡 Wichtig: Verletzte oder verwaiste Eichhörnchen niemals selbst aufziehen – immer an Fachstationen übergeben (z. B. Eichhörnchen-Hilfe Berlin oder Eichhörnchen Schutz e.V.).


Steckbrief des Eichhörnchens
Name: Eichhörnchen
Weitere Namen: Eichelkätzchen, Eichkater
Lateinischer Name: Sciurus vulgaris
Klasse: Säugetier
Größe: 40-45 cm
Gewicht: 200-400 Gramm
Lebenserwartung: 2-7 Jahre
Aussehen: rotbraun bis schwarz, Regional abhängig
Ernährungstyp: Allesfresser, Eicheln, Kastanien, Samen, Früchte, für den Menschen giftige Pilze, Schnecken, Insekten, Vogeleier
Verbreitung: Europa, Asien, Nord-und Südamerika
Lebensraum: Nadelwald, Laubwald und Mischwald
Natürliche Feinde: Greifvögel, Marder, Krähe, Elster, Eichelhäher, Mensch
Geschlechtsreife: mit etwa 12 Monaten
Paarungszeit: Dezember-Juli
Tragzeit: etwa 32 Tage
Wurfgröße: 2-5 Junge
Sozialverhalten: Einzelgänger

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