Der Naturpark unteres Saaletal
- Vagabundo
- 9. Dez. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli
Einzigartiges Erscheinungsbild von Landschaft, Kultur und Geschichte.

Der Naturpark Unteres Saaletal ist eine faszinierende und vielfältige Landschaft in Sachsen-Anhalt, die sich entlang der Saale von Halle bis Nienburg erstreckt. Mit einer Fläche von etwa 40.800 Hektar (408 km²) wurde der Naturpark offiziell im Jahr 2005 gegründet, nachdem das Gebiet bereits seit 1961 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen war. Der Park zeichnet sich durch seine einzigartige geologische Beschaffenheit, artenreiche Flora und Fauna sowie kulturhistorische Sehenswürdigkeiten aus, die ihn zu einem beliebten Ziel für Naturliebhaber, Wanderer und Radfahrer machen.

Die Burg Wettin ist eine historisch bedeutsame Höhenburg in Sachsen-Anhalt und die Stammburg des gleichnamigen Fürstengeschlechts der Wettiner, das über Jahrhunderte europäische Geschichte prägte. Hier eine detaillierte Darstellung:
Geschichte und Bedeutung
Ursprung: Die Burg entstand im 9./10. Jahrhundert auf einem Porphyrfelsen über der Saale, vermutlich anstelle einer slawischen Wallburg. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 961 als „Vitin civitas“ in einer Urkunde Ottos I..
Wettiner Dynastie: Ab dem 11. Jahrhundert residierten hier die Grafen von Wettin, deren Nachfahren zu Markgrafen, Kurfürsten und Königen in Sachsen, Thüringen, Polen, Großbritannien und anderen europäischen Ländern aufstiegen. Konrad der Große (1098–1157) gilt als Schlüsselfigur dieses Aufstiegs.
Spätere Nutzung: Nach dem Aussterben der direkten Wettiner Linie wechselte die Burg mehrfach den Besitzer, u.a. an das Erzbistum Magdeburg (1288) und später an Adelsfamilien wie die von Trotha oder von Winckel, die sie im 16.–18. Jahrhundert umbauten.
Architektur und Anlage
Struktur: Die Burg besteht aus Ober- und Unterburg, jeweils mit separaten Vorburgen. Die Unterburg beherbergt das Winkelsche Palais (Rokoko-Stil, 1768–1770) und den markanten Winckelturm (1606).
Archäologische Funde: Ausgrabungen belegen eine Ringmauer aus dem 10. Jahrhundert und eine Grafenburg auf dem Gelände der heutigen Unterburg.
Verlorene Bauten: Der Bergfried der Oberburg wurde 1697 abgerissen, und ein Stadtbrand 1660 zerstörte Teile der Anlage.
Heutige Nutzung
Burg-Gymnasium: Seit 1991 dient die Burg als Schulstandort mit einem einzigartigen Kunstzweig und Internat.
Tourismus: Die Außenanlagen sind frei zugänglich, Führungen werden über die Tourist-Information angeboten. Das Burgcafé in der Unterburg bietet einen Panoramablick ins Saaletal.
Kulturelle Einordnung
Europäisches Erbe: Die Wettiner prägten mitteldeutsche Kulturlandschaften und schützten z.B. die Reformation. Ihre Residenzen wie Dresden oder die Wartburg sind heute UNESCO-Welterbestätten.
Umgebung: Sehenswert sind auch die Nikolaikirche in Wettin, der Bismarckturm und die Kopie des Dresdner Fürstenzugs.
Zusammenfassung
Die Burg Wettin ist ein lebendiges Denkmal mit über 1.000 Jahren Geschichte – von der slawischen Wallburg über die Wiege eines Königshauses bis zur modernen Bildungsstätte. Ihr Mix aus Archäologie, Architektur und Panorama macht sie zu einem lohnenden Ziel an der Saale.
Hinweis: Aktuelle Öffnungszeiten und Führungen sind über die Tourist-Information Wettin buchbar.
Geografie und Geologie de Naturpark unteres Saaletal
Das Untere Saaletal in Sachsen-Anhalt zeichnet sich durch eine einzigartige geografische und geologische Vielfalt aus, die es zu einem bedeutenden Naturpark (seit 2005) macht.
Geomorphologie und Landschaftsstruktur
Flussdynamik der SaaleDie Saale durchschneidet zwischen Halle und Bernburg im markanten Wechsel steilhängiger Durchbruchstäler und breiter Auenlandschaften die umgebenden Hochflächen. Diese Erosionskraft formte über Jahrtausende eine abwechslungsreiche Topografie mit bis zu 100 Meter tiefen Tälern.
Schlüsselstellen: Porphyrkuppen bei Wettin, Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke (eine geologische Bruchzone), Ausläufer des Nordöstlichen Harzvorlandes.
Kontrastreiche Reliefelemente
Steilhänge: Dunkelrotbraune Porphyrfelsen (vulkanischen Ursprungs) bei Halle und Wettin, die zu den seltenen geologischen Attraktionen zählen.
Auenbereiche: Breite Flussniederungen mit periodischen Überflutungen, z. B. im Bereich der Mündung von Nebenflüssen wie der Salza.
Trockenbiotope: Aufgrund des niederschlagsarmen Klimas (eines der trockensten Deutschlands) entstanden Steppenrasen und Heideflächen auf den Porphyrkuppen 57.
Geologischer Aufbau
Gesteinsvielfalt und Entstehung
Porphyr-Kuppenlandschaft: Dominant im Osten des Parks (v. a. um Halle). Diese vulkanischen Gesteine entstanden im Perm vor ca. 290 Mio. Jahren und wurden durch Erosion freigelegt.
Sedimentüberdeckung: Im Westen (Mansfelder Mulde, Fuhnetal) lagern eiszeitliche Ablagerungen (Löss, Sande) über älteren Schichten aus Muschelkalk und Buntsandstein.
Fossile Riffe: Bei Dobis zeigt die "Weiße Wand" aufgeschlossene Schichten aus dem Zechstein (ca. 255 Mio. Jahre alt) – ein bedeutendes Geo-Denkmal.
Tektonische PrägungDas Tal liegt im Bereich der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke, einer herzynisch streichenden Störungszone. Diese Bruchlinien führten zur Heraushebung von Gesteinsblöcken und schufen so die Voraussetzung für die tiefe Einschneidung der Saale.
Klima und hydrologische Besonderheiten
Niederschlagsarmut: Mit unter 500 mm/Jahr begünstigt die Trockenheit xerophile (trockenliebende) Ökosysteme wie Steppenrasen mit Arten wie Stängellosem Tragant (Astragalus exscapus) oder Grauer Skabiose (Scabiosa canescens).
Gewässernetz: Neben der Saale prägen kleinere Flüsse (z. B. Hechtgraben) und Altwasser die Auen. Grundwasseraustritte in Senken führen zu lokal begrenzten Feuchtbiotopen.

Bedeutung für Ökosysteme
Trockenspezialisierte Flora: Auf Porphyrkuppen (z. B. Brandberge bei Halle) gedeihen seltene Arten wie Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und Gewöhnliches Kreuzblümchen (Polygala vulgaris).
Auenlebensräume: Wechselfeuchte Zonen beherbergen Auenwälder mit Arten wie Sumpfdotterblume und Eisvogel sowie Biberpopulationen.
Naturschutzgebiete:
Brandberge (Halle): 90 Hektar Schutzgebiet mit Trockenrasen, Heiden und temporären Kleingewässern.
Weiße Wand (Dobis): Geotop mit fossilreichen Aufschlüssen.
Touristische und wissenschaftliche Erschließung
Geopfade: Der Geopfad Wettin erklärt an 12 Stationen Gesteinsformationen und Landschaftsgeschichte.
Forschung: Das Standardwerk "Das untere Saaletal" (Porada/Villwock, 2016) dokumentiert auf 380 Seiten die geolandeskundliche Vielfalt.
Aussichtspunkte:
Burg Wettin: Panoramablick vom 1606 erbauten Winckelturm über das Durchbruchstal.
Saalberg bei Rothenburg: Überblick über Auen und Porphyrhügel.
Zusammenfassung der geologischen Kernmerkmale
Element | Beschreibung |
Gesteinszonen | Vulkanische Porphyre (Osten), Sedimente des Zechstein/Muschelkalk (Westen) |
Prägende Kräfte | Flusserosion der Saale, tektonische Hebung der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke |
Klima | Kontinentale Trockenheit → Steppenrasen, Trockenwälder |
Geo-Erbe | Weiße Wand (Zechstein-Riff), Lavabomben bei Löbejün, Porphyrkuppen der Brandberge |
Die Kombination aus vulkanischen Kuppen, sedimentären Schichtstufen und dynamischen Auen macht das Untere Saaletal zu einem "Lehrbuch der Erdgeschichte" Mitteldeutschlands – ideal für Geotourismus und ökologische Forschung

Flora und Fauna
Der Naturpark beherbergt eine außergewöhnliche Artenvielfalt. In den Auenwäldern wachsen charakteristische Pflanzen wie Buschwindröschen, Sumpfdotterblumen und Lerchensporn, während auf den Trockenstandorten Federgras, Kuhschelle und Frühlings-Adonisröschen zu finden sind. Die Tierwelt ist ebenso vielfältig: Graureiher, Rot- und Schwarzmilane, Biber, Eisvogel und seltene Amphibien wie der Laubfrosch oder die Rotbauchunke sind hier heimisch. Besonders erwähnenswert ist der Bienenfresser, ein eigentlich in Südosteuropa beheimateter Vogel, der in den Trockenwiesen nahe Rothenburg gesichtet werden kann
Schutzgebiete und Kulturlandschaft
Der Naturpark umfasst ein Mosaik aus Schutzgebieten, darunter Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Flächennaturdenkmale und FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat). Diese Gebiete schützen nicht nur die natürliche Vielfalt, sondern auch kulturhistorische Zeugnisse wie slawische Wallburgen, mittelalterliche Burgen und Relikte des Kupferbergbaus, darunter die Schlackenhalde in Rothenburg, die an die Montangeschichte der Region erinnert.
Touristische Highlights
Der Naturpark bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Erkundung:
Radwege: Der Saale-Radwanderweg durchquert den Park auf 68 km und führt vorbei an Burgen wie der Rudelsburg und dem Renaissanceschloss Bernburg.
Wanderwege: Themenwege wie der Plötzkauer Auwald-Lehrpfad oder der Geopfad Wettin vermitteln Einblicke in die Natur- und Kulturgeschichte.
Aussichtspunkte: Der Saalberg bei Rothenburg bietet einen Panoramablick über die Auenlandschaft, während die Weiße Wand bei Dobis geologische Schichten eindrucksvoll offenlegt.
Kulturdenkmäler: Dazu zählen die Klosterkirche St. Marien in Nienburg, der Eulenspiegelturm in Bernburg und die Steinerne Jungfrau, ein sagenumwobener Menhir bei Halle

Aktivitäten und Besucherinformationen
Für Besucher gibt es ein breites Angebot: Von geführten Exkursionen über Weinverkostungen im Salzatal bis hin zu Schifffahrten auf der Saale. Informationszentren befinden sich in Bernburg und Halle, wo auch detaillierte Karten und Broschüren erhältlich sind. Der Park ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, und viele Wege sind barrierefrei gestaltet.
Fazit
Der Naturpark Unteres Saaletal ist ein einzigartiges Refugium, in dem Natur, Geschichte und Erholung harmonisch miteinander verbunden sind. Seine landschaftliche Vielfalt, die seltenen Arten und die kulturhistorischen Schätze machen ihn zu einem lohnenden Ziel für jeden, der die Schönheit Sachsen-Anhalts entdecken möchte.
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