Der Braunpelikan (Pelecanus occidentalis)
- Vagabundo
- 16. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli
Der Braunpelikan (Pelecanus occidentalis) ist ein ikonischer Küstenvogel der amerikanischen Kontinente, bekannt für seine spektakulären Sturzflüge und charakteristischen körperlichen Merkmale.

Der Braunpelikan (Pelecanus occidentalis) ist eine faszinierende Vogelart aus der Familie der Pelikane (Pelecanidae) und vor allem für seine spektakuläre Jagdtechnik sowie seine markante Erscheinung bekannt. Als einer der kleineren Vertreter seiner Gattung zeichnet er sich durch sein braungraues Gefieder, seinen langen Schnabel mit dehnbarem Kehlsack und seine anpassungsfähige Lebensweise aus.

Verbreitung und Lebensraum
Geografische Reichweite: Der Braunpelikan ist entlang der Pazifik- und Atlantikküsten Nord-, Mittel- und Südamerikas verbreitet. Sein Brutgebiet reicht im Pazifik von Nordkalifornien bis Chile und im Atlantik von South Carolina bis Venezuela, einschließlich der Karibik und des Golfs von Mexiko. Außerhalb der Brutzeit wandert er bis nach Kanada und Feuerland.
Lebensraum: Als strikt marin lebende Art bewohnt er flache Küstengewässer, Buchten, Ästuare und Häfen. Er meidet die offene See und ist selten mehr als 20–32 km vom Land entfernt. Zur Brut sucht er störungsfreie Inseln, Sandbänke, Mangroven oder Felsküsten auf.
Unterarten und Taxonomie
Fünf anerkannte Unterarten:
P. o. californicus (Pazifikküste USA/Mexiko)
P. o. carolinensis (Atlantikküste von Kanada bis Brasilien)
P. o. occidentalis (Karibik, Westindische Inseln)
P. o. murphyi (Kolumbien/Ecuador)
P. o. urinator (Galápagos-Inseln).
Körpermerkmale und Anpassungen
Größe und Gewicht: Länge 100–137 cm, Flügelspannweite ~200 cm, Gewicht 2–5 kg. Männchen sind 15–20 % schwerer als Weibchen.
Schnabel und Kehlsack: Der Schnabel (25–38 cm) trägt einen dehnbaren Kehlsack, der bis zu 11 Liter Wasser fasst – dreimal mehr als sein Magenvolumen. Während der Balz färbt sich dessen proximaler Bereich leuchtend rot.
Gefieder und Farbwechsel: Jungvögel sind braun mit weißer Unterseite. Erwachsene zeigen saisonale Farbwechsel: Im Winter ist der Kopf blassgelb, während der Brutzeit wird er dunkelbraun mit weißer Stirn. Die Iris wechselt von Braun zu Hellblau während der Balz

Tabelle: Saisonale Farbveränderungen bei adulten Braunpelikanen:
Körperteil | Winter | Frühjahr (Balz) | Spätsommer |
Schnabelansatz | Blassrosa | Bläulich-grau | Grau |
Kehlsack | Dunkel graugrün | Blau-schwarz | Dunkelgrün |
Kopf | Blassgelb | Dunkel gelborange | Weiß mit dunklen Flecken |
Iris | Hellblau | Hellblau | Braun |
Verhalten und Ökologie
Jagd und Ernährung: Als einziger Pelikan jagt er im Sturzflug: Aus 10–20 m Höhe taucht er senkrecht ins Wasser, wobei eine Linksdrehung die Luftröhre schützt. Luftpolster im Brustbereich dämpfen den Aufprall. Beutetiere sind meist Fische wie Heringe oder Sardellen (90–95 % der Nahrung).
Fortbewegung: An Land wirkt sein Gang unbeholfen. Beim Flug nutzt er den Bodeneffekt über Wasserflächen, um Energie zu sparen, oft in V-Formationen. Start und Landung erfordern gegen den Wind gerichtete Manöver.
Lautäußerungen: Erwachsene sind meist stumm, geben aber ein heiseres „Hrraa-hrraa“ bei Neststörungen ab. Jungvögel betteln mit schrillen Rufen

Fortpflanzung und Brutverhalten
Brutzyklen: Variieren je nach Breitengrad: In Florida brüten sie von Dezember–Juni, in Kalifornien von Dezember–August. Tropische Populationen (z. B. Puerto Rico) brüten ganzjährig.
Balz und Nestbau: Männchen wählen den Nistplatz und führen Kopfsynchronisationen (Schaukeln, Verbeugen) zur Balz auf. Nester werden in Kolonien auf Bäumen (aus Zweigen) oder am Boden (als Sandmulden) angelegt. Männchen tragen Material herbei, Weibchen bauen.
Brutpflege: Gelege: 2–3 Eier (selten 1–4), bebrütet von beiden Eltern für 28–30 Tage. Jungvögel verlassen Bodennester nach 35 Tagen, Baumnester nach 63–88 Tagen.
Gefährdung und Schutz
Historische Krise: In den 1970ern führte DDT-Akkumulation zu dünnschaligen Eiern und Populationszusammenbrüchen (z. B. Aussterben in Louisiana).
Erfolgreiche Erholung: Seit dem DDT-Verbot (1972) und Schutzmaßnahmen (z. B. Wiedereinbürgerung) gilt die Art heute als „Least Concern“ (IUCN). Sie ist Staatsvogel Louisianas und Symbol des Artenschutzerfolgs.
Aktuelle Bedrohungen: Angelhaken (→ Verletzungen), Plastikmüll, Lebensraumverlust durch Küstenbebauung und Störungen an Brutplätzen.
Der Braunpelikan verkörpert nicht nur eine einzigartige ökologische Anpassung, sondern auch die Erfolge des Artenschutzes – sein Überleben bleibt jedoch an den Erhalt ungestörter Küstenökosysteme gebunden


Sozialverhalten vom Braunpelikan
Der Braunpelikan ist ein ausgesprochen geselliger Vogel, der in fast allen Lebensbereichen – von der Nahrungssuche über das Brüten bis hin zur Fortbewegung – stark auf Gruppeninteraktion angewiesen ist. Sein Sozialverhalten ist geprägt von komplexen Kooperationen, ausgeprägter Kommunikation und einer strikten Hierarchie innerhalb der Kolonien.
1. Leben in großen Kolonien
Braunpelikane brüten und schlafen in großen Kolonien, die oft mehrere tausend Individuen umfassen. Besonders im Golf von Kalifornien finden sich Brutkolonien mit bis zu 10.000 Nestern, während in den USA durchschnittlich 141 Nester pro Kolonie gezählt werden. Diese Kolonien werden häufig mit anderen Seevögeln wie Möwen, Reihern oder Tölpeln geteilt, da sie ähnliche Lebensraumansprüche haben.
2. Gemeinschaftliche Jagdstrategien
Bei der Nahrungssuche arbeiten Braunpelikane oft zusammen, um Fischschwärme effizienter zu erbeuten. Sie fliegen in Formation knapp über der Wasseroberfläche und treiben die Fische in flachere Bereiche, wo sie sie dann im Sturzflug fangen. Diese koordinierte Jagdmethode erhöht die Erfolgsquote und zeigt, wie stark ihr Sozialverhalten auf Zusammenarbeit ausgerichtet ist.
3. Brutpflege und Paarungsverhalten
Während der Brutzeit bilden sich feste Paare, die sich die Aufgaben der Aufzucht teilen. Beide Eltern wechseln sich beim Brüten ab und füttern die Jungtiere mit hochgewürgter Nahrung. Interessanterweise entwickeln die Küken schon früh die Fähigkeit, Fische direkt aus dem Schnabel der Eltern zu entnehmen. Die Nester werden oft auf Bäumen oder flachen Inseln gebaut, wobei eine Unterart in Peru sogar am Boden brütet.
4. Kommunikation und Konfliktlösung
Braunpelikane verfügen über ein begrenztes Vokabular an Lauten, darunter ein heiseres „Hrraa-hrraa“, das vor allem während der Balz und bei Neststörungen zu hören ist. Bei Konflikten setzen sie instrumentelle Laute ein, indem sie mit ihren Kiefern knallende Geräusche erzeugen, die durch ihren Kehlsack verstärkt werden. Territoriale Auseinandersetzungen werden meist durch Drohgebärden wie Schnabelrecken und Flügelschlagen geregelt, während direkte Kämpfe selten sind.
5. Anpassungsfähigkeit und Schutzmechanismen
Wenn Brutkolonien gestört werden – etwa durch menschliche Eingriffe oder Raubtiere – können Braunpelikane ihre Nester verlassen und neue Standorte suchen. Diese Flexibilität ist entscheidend für ihr Überleben, insbesondere in Gebieten mit starkem menschlichem Einfluss.
Fazit
Das Sozialverhalten des Braunpelikans ist ein beeindruckendes Beispiel für Anpassungsfähigkeit und Kooperation in der Vogelwelt. Von der gemeinsamen Jagd über die partnerschaftliche Brutpflege bis hin zur komplexen Kommunikation zeigt dieser Vogel, wie wichtig soziale Strukturen für das Überleben in marinen Ökosystemen sind. Sein erfolgreiches Comeback nach der DDT-Krise unterstreicht zudem, wie stark sein Überleben von stabilen Kolonien und geschützten Lebensräumen abhängt

Steckbrief vom Braunpelikan
Klasse: Aves (Vögel)
Ordnung: Pelecaliformes (Pelikanartig)
Familie: Pelecanidae (Pelikane)
Gattung: Pelecanus
Art: Braunpelikane
Verbreitung: Küstenregionen von Nord- und Südamerika, von der Ostküste der USA südwärts über den Golf von Mexiko und die Karibik bis nach Brasilien und die Westküste von Kalifornien bis nach Südchile
Lebensraum: Küstennahe Gewässer, Mangroven, Flussmündungen, Strände.
Körpergröße: 100-130 cm
Gewicht: 3-5 Kilogramm, manchmal auch bis zu 7 kg
Soziales Verhalten: Gesellig, bildet oft Gruppen an Futterplätzen und auf Ruheplätzen
Fortpflanzung: Brutkolonien auf Bäumen oder am Boden, legt 2-3 Eier, Brutdauer 28-30 Tage
Haltung: Wird in Europa selten in Zoos gehalten, benötigt eine große Wasserfläche und entsprechende Klimabedingungen.
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