Der Kormoran (Phalacrocorax carbo)
- Vagabundo
- 16. Dez. 2023
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Juli
Der Kormoran ist ein mittelgroßer Wasservogel, der vor allem in Europa, Asien und Nordafrika vorkommt. Er ist bekannt für seine charakteristische schwarzen Gefieder, den langen Hals und den markanten Schnabel. Kormorane sind ausgezeichnete Taucher und jagen hauptsächlich Fische, die sie unter Wasser erbeuten. Sie leben in Kolonien an Seen, Flüssen und Küsten und spielen eine wichtige Rolle im aquatischen Ökosystem.

1. Taxonomie und Systematik
Ordnung: Suliformes (früher Pelecaniformes)
Familie: Kormorane (Phalacrocoracidae)
Gattung: Phalacrocorax
Art: Phalacrocorax carbo
Unterarten:
P. c. carbo (Atlantikküste, Felsküsten)
P. c. sinensis (Binnenland, Flüsse/Seen Mitteleuropas 🌍).
2. Morphologie und Aussehen
Größe: 77–94 cm Körperlänge, Flügelspannweite 121–149 cm.
Gewicht: Männchen 1.975–3.180 g, Weibchen 1.673–2.555 g.
Gefieder:
Prachtkleid: Schwarz mit metallisch grün-blauem Schimmer, bronzefarbene Flügeldecken, weißer Schenkelfleck und feine weiße Federn an Kopf/Nacken.
Schlichtkleid: Matteres Schwarz, ohne weiße Akzente.
Jugendkleid: Braun-schwarz mit heller Unterseite.
Besonderheiten: Hakenförmiger Schnabel, smaragdgrüne Iris bei Adulten, nackte gelbe Haut am Schnabelgrund.
3. Verbreitung und Lebensraum
Global: Europa, Asien, Afrika, Australien, Ostküste Nordamerikas.
Lebensraum:
Küstennahe Gebiete: Felsküsten, Inseln.
Binnenland: Große Flüsse, Seen, Teiche (v. a. P. c. sinensis).
Bayern: Brutkolonien am Chiemsee, Ismaninger Speichersee, Hörsteiner See (bis zu 100 Brutpaare).
4. Nahrung und Jagdverhalten
Hauptnahrung: Fische (90 %), v. a. Kleinfische (9–28 cm Länge):
Beutetiere: Karpfenfische (37–66 %), Flussbarsche (4–21 %), Rotaugen (1–11 %).
Jagdtechnik:
Tauchen: Bis 60 Sekunden in 1–3 m Tiefe (max. 16 m).
Fang: Fische werden mit Hakenschnabel hinter Kiemen gepackt.
Täglicher Bedarf: 240–787 g Fisch, abhängig von Aktivität und Brutzeit.
5. Brutbiologie und Sozialverhalten
Brutzeit: April–Juni (1 Brut/Jahr, bei Verlust Nachgelege möglich).
Nester: Kolonien auf Bäumen, Felsen oder Boden (Inseln).
Gelege: 3–5 Eier, Brutdauer 23–30 Tage.
Jungvögel:
Flugfähig nach 7 Wochen,
Selbständig mit 3 Monaten,
Geschlechtsreife mit 3–4 Jahren.
Lebenserwartung: Bis 27 Jahre (Durchschnitt 10–15 Jahre).
6. Bestand und Gefährdung
Historisch: Im 19./20. Jh. durch Verfolgung fast ausgerottet.
Heute:
Deutschland: 4.500–7.000 Brutpaare (stabil mit Wintereinbrüchen).
Bayern: 591 Brutpaare (langfristig +20 % Trend), Winterrast bis 6.386 Vögel.
Schutzstatus:
EU-Vogelschutzrichtlinie (seit 1980),
Rote Liste D: ungefährdet, Bayern: nicht gefährdet.
7. Mensch-Kormoran-Konflikt
Problematik:
Fischereiwirtschaft: Hoher Fischkonsum führt zu wirtschaftlichen Schäden.
Ökologische Debatte: Kormorane als "Bioindikatoren" vs. "Schädlinge".
Lösungsansätze:
Künstliche Brutwände: Erfolgreich in Leipzig und Österreich (>90 % Bruterfolg).
Managementpläne: Regulierte Jagd in EU-Ländern (Ausnahmegenehmigungen)

Ökologische Bedeutung
Schlüsselrolle:
Regulation von Fischpopulationen (v. a. häufige Arten wie Weißfische).
Indikator für intakte Gewässerökosysteme.
Historische Kontroverse:
Archäologische Belege: Kormorane seit 7.000 Jahren in Europa heimisch (Knochenfunde in Dänemark).
Unterart "sinensis": Häufig fälschlich als "chinesischer Einwanderer" bezeichnet – Name reflektiert keine Herkunft, sondern taxonomische Konvention.
Tabelle: Nahrungszusammensetzung in Gewässern
Gewässertyp | Hauptbeute (%) | Nebenbeute (%) |
Voralpenseen | Karpfenfische (65,8 %) | Renken (9,5 %) |
Flüsse (Donau/Alz) | Karpfenfische (52,9 %) | Äschen (12,0 %) |
Künstliche Seen | Flussbarsch (20,9 %) | Rotauge (10,5 %) |
Fazit
Der Kormoran ist ein ökologischer Schlüsselakteur mit komplexer Mensch-Tier-Beziehung:
Biologisch: Angepasst als Spitzenprädator in Aquatischen Systemen.
Kulturell: Symbol des Konflikts zwischen Artenschutz und Wirtschaftsinteressen.Sein Schutz erfordert wissenschaftlich basierte Managementpläne – denn wo Kormorane leben, fließen noch lebendige Gewässer

Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) in Europa
1. Jagdverhalten und Ernährung
Tauchfähigkeiten:
Tauchtiefen von 1–30 m (meist 1–3 m), Tauchdauer 15–90 Sekunden. Antrieb erfolgt durch Schwimmhäute, der Schwanz dient als Ruder. Das wasseraufnehmende Gefieder verringert den Auftrieb, was tiefere Tauchgänge ermöglicht.
Beutefang: Fische werden mit dem hakenförmigen Schnabel hinter den Kiemen gepackt. Bevorzugte Beutegröße: 10–20 cm (selten bis 60 cm).
Nahrungsspektrum:
Opportunistische Jagd: Hauptbeute sind häufige "Weißfische" wie Rotaugen, Brachsen und Flussbarsche (50–70 % der Nahrung). "Edelfische" (Äschen, Forellen) machen <15 % aus.
Täglicher Bedarf: 240–787 g Fisch, abhängig von Jahreszeit und Energieaufwand (Brutzeit: bis 800 g/Tag).
Jagdstrategien:
Einzeljagd auf größere Fische oder Gruppenjagd bei Fischschwärmen (Einkreisen der Beute).
2. Sozial- und Fortpflanzungsverhalten
Brutkolonien:
Größe: Kolonien umfassen 100 bis mehrere tausend Paare, oft gemeinsam mit Graureihern. Nester werden auf Bäumen, Felsklippen oder Inseln angelegt.
Nestbau: Aus Zweigen und Schilf, gepolstert mit Fischgräten. Kot der Vögel führt zum Absterben von Brutbäumen ("weiß getünchte Bäume").
Balz und Brut:
Balzrituale: Männchen locken Weibchen durch Flügelwedeln und gurgelnde Rufe ("ga-ga-ga", "korr"). Paare reiben Hälse aneinander, binden aber meist nur für eine Saison.
Gelege: 3–5 Eier, bebrütet von beiden Partnern (23–30 Tage). Jungvögel sind nach 50–60 Tagen flugfähig.
Schlafplätze:
Kollektive Ruheplätze an Ufern (Bäume, Pfähle). Vögel wechseln bei Störungen regelmäßig die Schlafbäume.
3. Saisonale Bewegungen (Migration)
Populationstypen:
Küstenbewohner (P. c. carbo): Oft Standvögel (z. B. UK, Nordsee), bleiben ganzjährig im Brutgebiet.
Binnenlandbewohner (P. c. sinensis): Teilzieher/Zugvögel. Ostsee-Populationen ziehen im Winter nach Süddeutschland, ans Mittelmeer oder nach Nordafrika.
Zeitplan:
Abzug: Oktober–November (Altvögel nach der Brut).
Rückkehr: Ende Januar–März.
Jungvögel: Dispersion ab Juni/Juli, oft in gemischten Gruppen.
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4. Konflikte mit dem Menschen
Fischereikonflikte:
Vorwürfe: Angler und Teichwirte beschuldigen Kormorane des "Leerfischens". Studien belegen jedoch:
Beute besteht zu >80 % aus wirtschaftlich unbedeutenden Arten (z. B. Mühlkoppen, Rotaugen).
Natürliche Fischbestände werden nicht gefährdet; Hauptprobleme sind Gewässerverschmutzung und Verbauten.
Gegenschutzmaßnahmen:
Abschüsse: Ca. 15.000 Kormorane/Jahr in Deutschland trotz EU-Schutz.
Alternative Schutzmethoden: Netzüberspannung von Teichen, optische Vergrämung.
Ökologische Rolle:
Positiver Einfluss: Regulation von zooplanktonfressenden Fischen (z. B. Kaulbarsche), die bei Überpopulation Algenblüten und Sauerstoffmangel verursachen.

5. Anpassungen an Klima und Lebensraum
Thermoregulation:
Flügelspreizen nach Tauchgängen: Trocknet nasses Gefieder und verhindert Auskühlung (außer in polaren Regionen).
Klimawandel-Effekte:
Mildere Winter: Begünstigen Standvogel-Tendenzen in Nordeuropa.
Höhere Mortalität: Bei Vereisung der Gewässer (eingeschränkte Jagd).
6. Kommunikation und Intelligenz
Lautäußerungen:
Gurgelnde, krächzende Rufe ("chroho-chroho", "rärä") an Brutplätzen. Weibchen nutzen hohe "Flii-flii"-Rufe.
Kognitive Fähigkeiten:
Anpassungsfähigkeit: Nutzen Fisch-Laichzüge für effiziente Jagd.
Lernverhalten: In Asien trainierte Kormorane für traditionellen Fischfang (mit Halsring zur Beutekontrolle).
Tabelle: Saisonale Verhaltensübersicht
Saison | Aktivität | Details |
Frühjahr | Brutbeginn, Balz | Männchen besetzen Nester, Flügelwedeln |
Sommer | Jungenaufzucht, Gruppenjagd | Jungvögel flügge nach 50–60 Tagen |
Herbst | Dispersion der Jungvögel, Zugbeginn | Ostsee-Population zieht südwärts |
Winter | Überwinterung in Ruhezonen | Konzentration an eisfreien Gewässern |
Zusammenfassung: Schlüsselmerkmale des Verhaltens
Ökologische Schlüsselrolle: Als Regulator von Fischgemeinschaften trägt der Kormoran zur Gesundheit von Gewässern bei, indem er dominante Arten kontrolliert.
Anpassungsfähigkeit: Nutzt künstliche Gewässer (Stauseen, Fischteiche) und zeigt flexible Jagdstrategien.
Schutzstatus: Trotz Erholung der Bestände (24.000 Brutpaare in Deutschland) bleibt er durch menschliche Verfolgung gefährdet. Nachhaltiges Management erfordert Ruhezonen und den Schutz von Koloniestandorten.
Der Kormoran verkörpert damit den Spagat zwischen ökologischer Integration und menschlicher Konfrontation – sein Verhalten in Europa ist ein Lehrbeispiel für die Dynamik von Wildtieren in genutzten Landschaften.

Nahrung des Kormoran
Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist ein hochspezialisierter Fischfresser, dessen Nahrungsverhalten durch wissenschaftliche Studien detailliert untersucht wurde.
1. Nahrungsspektrum und Beutepräferenz
Hauptnahrung: Fische (90–95 % der Nahrung), vorwiegend Kleinfische (10–20 cm) wie Rotaugen, Brachsen, Flussbarsche und Stinte.
Wirtschaftlich unbedeutende Arten: Über 80 % der Beute sind für die Fischerei unattraktive Arten (z. B. Kaulbarsche, Weißfische)
Seltene Beute:
Aale: Machen nur <15 % der Nahrung aus; ihr Rückgang ist primär auf Überfischung (v. a. Glasaalfang für Asien) und nicht auf Kormorane zurückzuführen.
"Edelfische": Äschen oder Forellen werden selten erbeutet.
Nicht-fischige Beute: Krabben, Garnelen, selten Bisamratten oder Entenküken.
2. Jagdverhalten und Anpassungen
Tauchfähigkeiten:
Tiefe: Bis zu 45 Meter (meist 1–3 m in Binnengewässern).
Dauer: 15–90 Sekunden pro Tauchgang; Antrieb durch Schwimmfüße, Flügel dienen als Unterwasser-"Ruder".
Strategien:
Einzeljagd: Auf größere Fische (z. B. Aale).
Gruppenjagd: Einkreisen von Fischschwärmen für effizienten Fang kleiner Arten.
Physiologische Anpassung:
Nasses Gefieder: Reduziert Auftrieb für tiefere Tauchgänge.
Schnabel: Hakenförmig zum Festhalten der Beute hinter den Kiemen.
3. Täglicher Nahrungsbedarf
Durchschnitt: 330–350 g Fisch/Tag.
Schwankungen:
Brutzeit: Bis zu 800 g/Tag durch höheren Energiebedarf.
Winter: Geringerer Bedarf bei reduzierter Aktivität.
Vergleich mit Fischerei: In Dänemark fangen Kormorane z. B. 141 t Aal/Jahr, während die Fischerei 525 t entnimmt – menschliche Nutzung übertrifft Kormoranfang deutlich.

4. Methoden der Nahrungsanalyse
Speiballen (Gewölle): Werden nach der Verdauung ausgewürgt; enthalten Ohrknöchelchen (Otolithen), die Art und Größe der Fische verraten.
Mageninhaltsstudien: Analysen geschossener Vögel ergänzen Daten.
5. Ökologische Rolle und Konflikt
Positiver Einfluss:
Regulation von Kleinfischpopulationen: Verhindert "Verbuttung" (Überpopulation kleiner Fische).
Gewässerklärung: Durch Reduktion zooplanktonfressender Fische steigt die Filterleistung von Zooplankton → weniger Algenblüten.
Menschlicher Konflikt:
Vorwürfe der Fischerei: Kormorane würden wirtschaftliche Verluste verursachen – wissenschaftlich widerlegt.
Tatsächliche Ursachen: Überfischung, Gewässerverschmutzung und Konsumveränderungen (Import preiswerter Fische) bedrohen Teichwirte.
Nahrungszusammensetzung in verschiedenen Gewässern (Beispiele)
Gewässertyp | Hauptbeute | Anteil | |
Schleswig-Holstein | Stint, Kaulbarsch | >50 % | |
Bayerische Seen | Karpfenfische (z. B. Rotaugen) | 65–70 % | |
Flüsse (Donau) | Äschen, Salmoniden | ≤12 % |
Fazit
Der Kormoran ist ein ökologischer Regulator, der primär häufige und wirtschaftlich irrelevante Fischarten erbeutet. Seine Jagd stabilisiert aquatische Ökosysteme, indem er Überpopulationen kontrolliert und zur Klarheit von Gewässern beiträgt. Konflikte mit der Fischerei entstehen oft durch Fehlwahrnehmungen – tatsächliche Bedrohungen liegen in menschgemachten Faktoren wie Überfischung und Habitatzerstörung.
▶ Schutzempfehlung: Ruhezonen an Brutkolonien und Renaturierung von Gewässern statt Abschussquoten!
Fortpflanzung der Kormorane (Phalacrocorax carbo)

1. Brutzeit und Balz
Zeitraum: März bis Juli, mit regionalen Unterschieden (in milden Regionen ab Februar).
Balzrituale:
Männchen besetzen Nester und locken Weibchen durch Flügelwedeln und gurgelnde Rufe ("ga-ga-ga", "korr").
Paare reiben Hälse aneinander und führen zärtliche Halsbewegungen aus; meist bilden sie monogame Saisonehen (nur für eine Brutsaison).
2. Nestbau und Kolonien
Niststandorte:
Bäume (vorrangig bei der Unterart P. c. sinensis), Felsklippen (bei P. c. carbo) oder Boden auf Inseln.
Kolonien umfassen 50 bis mehrere tausend Paare, oft gemeinsam mit Graureihern.
Nestkonstruktion: Aus Zweigen, Schilf und Seetang; gepolstert mit Fischgräten oder Wasserpflanzen.
Kotablagerungen: Ätzender Kot färbt Bäume weiß und führt zum Absterben der Vegetation ("Kormoranfriedhöfe").
3. Gelege und Bebrütung
Eier: 3–5 hellblaue, länglich-ovale Eier pro Gelege.
Brutdauer: 23–30 Tage, bebrütet von beiden Partnern im Wechsel.
Schlupf: Asynchron – Küken schlüpfen im Abstand von 1–2 Tagen.
4. Entwicklung der Jungvögel
Nestlingsphase:
50 Tage im Nest, gefüttert mit hochgewürgtem Fisch durch beide Eltern.
Dunenkleid: Dunkelbraun mit hellerer Unterseite.
Flugfähigkeit: Nach ca. 60 Tagen.
Selbständigkeit: Nach 11–13 Wochen; werden auch nach dem Ausfliegen weiter gefüttert.
Geschlechtsreife: Ab 3–4 Jahren.

5. Populationsdynamik und Schutz
Bruterfolg: Eine Jahresbrut, bei Verlust Nachgelege möglich.
Bestandsentwicklung:
Historisch nahezu ausgerottet, heute 24.000–26.000 Brutpaare in Deutschland dank EU-Vogelschutzrichtlinie (seit 1979).
Europäischer Gesamtbestand: 755.000 Individuen (stabil mit Wintereinbrüchen).
Gefährdungen:
Abschüsse und Vergrämung (ca. 15.000/Jahr in Deutschland).
Habitatverlust durch Uferverbauung.
6. Ökologische Bedeutung
Schlüsselart: Kolonien schaffen Nistplätze für andere Wasservögel (z. B. Graureiher).
Konflikt mit Menschen:
Fischereiwirtschaft: Vorwürfe der Überfischung – wissenschaftlich widerlegt (80 % der Beute sind wirtschaftlich unbedeutende "Weißfische").
Lösungsansätze: Künstliche Brutinseln und regulierte Schutzgebiete statt Abschüsse.
Tabelle: Brutzyklus im Überblick
Phase | Dauer | Merkmale |
Balz & Paarbildung | März–April | Männchen wedeln mit Flügeln, Halsreiben |
Eiablage | April–Mai | 3–5 hellblaue Eier pro Gelege |
Bebrütung | 23–30 Tage | Wechsel durch beide Eltern |
Nestlingszeit | 50 Tage | Fütterung mit hochgewürgtem Fisch |
Flugfähigkeit | Ab Tag 60 | Jungvögel verlassen Nest, bleiben in Kolonie |
Unabhängigkeit | 11–13 Wochen | Eltern versorgen weiterhin |
Zusammenfassend
Kormorane sind Meister der Koloniebrut mit komplexen Sozialstrukturen. Ihr Fortpflanzungserfolg hängt von ungestörten Nistplätzen und fischreichen Gewässern ab. Schutzmaßnahmen wie der Erhalt von Altholzbeständen an Seen und künstlichen Brutwänden sind entscheidend, um Konflikte mit der Fischerei zu entschärfen und diese ökologischen Schlüsselvögel zu erhalten


Steckbrief des Kormorans
Name: Kormoran
Klasse: Vögel
Lateinischer Name: Phalacrocorax carbo
Größe: 60-92 Zentimeter
Gewicht: 1.800-3.000 Gramm
Lebenserwartung: 10-25 Jahre
Aussehen: Schwarz-grün-bläulich glänzendes Gefieder
Nahrung: Fische, Krebse, Schnecken
Lebensraum: in Wassernähe, Meer, Seen, fließende Gewässer
Geschlechtsreife: ab dem dritten Lebensjahr
Paarungszeit: April-Juni
Sozialverhalten: lebt in Kolonien
Brutzeit: 23-29 Tage
Gelegegröße: 2-4 Eier, manchmal auch bis zu 5 Eier
Nicht vom Aussterben bedroht

Die traditionelle chinesische Kormoranfischerei ist eine jahrtausendealte Technik, bei der gezähmte Kormorane (Phalacrocorax carbo) zum Fischfang eingesetzt werden. Diese Methode wird heute vor allem als kulturelles Erbe und für touristische Vorführungen bewahrt. Hier sind die wesentlichen Aspekte:
1. Historische und regionale Verankerung
Ursprung: Die Praxis reicht bis in die Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) zurück und war besonders an Flüssen wie dem Li-Fluss (Guangxi) und dem Yangtze verbreitet.
Moderne Verbreitung: Heute wird sie hauptsächlich in Guilin (Guangxi) und an einigen Seen in Sichuan praktiziert, oft als Touristenattraktion.
2. Ausbildung der Kormorane
Zähmung: Jungvögel werden ab einem Alter von 2–3 Monaten trainiert. Durch Belohnung mit Fisch lernen sie, auf Boote zurückzukehren.
Halsbändchen: Ein locker sitzendes Hanf- oder Bambusband um den Hals verhindert, dass die Vögel große Fische verschlucken. Es blockiert nur die Passage größerer Beute – kleine Fische dienen als Belohnung.
Kontrolle: Die Fischer nutzen Bambusstangen oder Leinen, um die Vögel zu dirigieren.
3. Fangtechnik und Zusammenarbeit
Ablauf:
Tauchgang: Kormorane tauchen bis zu 10 Meter tief und jagen in Gruppen, wobei sie Fische in Ufernähe aufscheuchen.
Beuteübergabe: Die Vögel bringen gefangene Fische zum Boot, wo der Fischer sie mit einer Drehbewegung aus dem Schnabel löst.
Effizienz: Ein erfahrener Kormoran fängt bis zu 15 kg Fisch pro Tag. Typische Beute sind Karpfen, Forellen und Grundeln.
4. Traditionelle Ausrüstung
Element | Beschreibung |
Fischerboote | Flache Bambus- oder Holzflöße ("Rattanflöße"), oft mit Laternen für Nachtfang. |
Beleuchtung | Öllampen locken nachts Fische an die Oberfläche. |
Korbbehälter | Aufbewahrung der gefangenen Fische an Bord. |
5. Kulturelle Bedeutung und heutiger Status
Symbolik: Steht für Harmonie zwischen Mensch und Natur. In der Kunst Chinas wird sie oft als Motiv für Malerei und Gedichte verwendet.
Tourismus: Heute dominieren Vorführungen für Besucher; kommerzieller Fischfang ist selten geworden.
Bedrohungen:
Umweltverschmutzung in Flüssen reduziert Fischbestände.
Moderne Fischereimethoden verdrängen die traditionelle Praxis.
Nur noch ca. 100 Fischerfamilien üben die Technik professionell aus.
Ökologische Aspekte
Kormorane sind natürliche Jäger und stören das Ökosystem weniger als Netze oder Elektrofischerei. Die Methode gilt als nachhaltig, da sie selektiv ist und Jungfische verschont.
Diese einzigartige Tradition zeigt das tiefe Verständnis chinesischer Fischer für tierisches Verhalten und ökologische Balance – ein schwindendes Kulturerbe, das heute vor allem durch den Tourismus überlebt.

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