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Der Graureiher (Ardea cinerea)

Aktualisiert: 30. Juni


Der Graureiher, wissenschaftlich als Ardea cinerea bezeichnet, ist einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Reiher Europas. Mit seiner eleganten Gestalt, dem grauen Gefieder und dem langen, schlanken Hals ist er ein markanter Bewohner von Feuchtgebieten, Flussufern und Seen. Sein Erscheinungsbild ist geprägt durch eine graue Oberseite, einen weißen Kopf mit einem schwarzen Augenstreif, der sich bis zu den verlängerten Schmuckfedern am Hinterkopf zieht, sowie einen gelblichen, dolchartigen Schnabel. Die Beine sind lang und gelblich-grau, was ihm ein charakteristisches, stelzenartiges Aussehen verleiht.


Graureiher im wasser stehend
Graureiher



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Der Graureiher ist ein ausdauernder Jäger, der sich vorwiegend von Fischen, Amphibien, Kleinsäugern, Insekten und gelegentlich auch von Vögeln ernährt. Dabei zeigt er eine geduldige und strategische Jagdweise: Oft steht er regungslos im flachen Wasser oder schleicht langsam durch das Gewässer, um dann blitzschnell mit seinem Schnabel zuzustoßen. Seine Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihm, auch in urbanen Gebieten wie Parkteichen oder Fischzuchtanlagen zu jagen, was ihn mancherorts zu einem unbeliebten Gast macht.


Kopfpartie des Graureiher mit einer Libelle auf seinem Schnabel
Kopfpartie des Graureiher mit einer aufdringlichen Libelle



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Als Zugvogel ist der Graureiher in gemäßigten Regionen teilweise standorttreu, während Populationen in kälteren Gebieten im Winter nach Südeuropa oder Afrika ziehen. Seine Nester baut er hoch in Bäumen, oft in Kolonien, die als Reiherkolonien bezeichnet werden. Diese können Dutzende bis Hunderte von Paaren umfassen und sind ein beeindruckendes Beispiel für soziales Brutverhalten. Die Balz ist durch spektakuläre Rituale gekennzeichnet, bei denen die Männchen mit aufgestelltem Gefieder und lauten Rufen um die Weibchen werben.




Graureiher im Flug
Graureiher im Flug am Bodensee

Trotz seiner Anpassungsfähigkeit ist der Graureiher durch Lebensraumverlust und menschliche Verfolgung bedroht, insbesondere in Gebieten, wo er als Konkurrent für Fischzuchten angesehen wird. Dennoch sind seine Bestände in vielen Regionen stabil, dank Schutzmaßnahmen und seiner Fähigkeit, sich neuen Bedingungen anzupassen. Der Graureiher ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil aquatischer Ökosysteme, sondern auch ein Symbol für Geduld und Anmut in der Natur. Sein Auftreten in der Landschaft, sei es im einsamen Warten am Gewässerrand oder im majestätischen Flug mit langsamen Flügelschlägen, macht ihn zu einer faszinierenden Erscheinung der europäischen Vogelwelt.






Was symbolisiert der Graureiher in verschiedenen Kulturen?

Der Graureiher ist nicht nur ein eleganter Bewohner unserer Feuchtgebiete, sondern auch ein tief verwurzeltes Symbol in vielen Kulturen – und das mit erstaunlich vielfältigen Bedeutungen:

  • In der germanischen Mythologie galt der Graureiher als Symbol für Heilung und Schutz. Seine stille Präsenz und sein wachsames Verhalten machten ihn zu einem Wächter zwischen den Welten.

  • Bei nordamerikanischen Ureinwohnern, insbesondere an der Nordwestküste, steht der Reiher für Geduld, Glück und spirituelle Führung. Fischer glaubten, dass ein Reiher am Morgen ein gutes Omen für einen erfolgreichen Fang sei.

  • In der ägyptischen Mythologie wird der Reiher mit dem Gott Benu assoziiert – einem Vorläufer des Phönix. Er symbolisiert Wiedergeburt, Schöpfung und die aufgehende Sonne.

  • Allgemein in der spirituellen Symbolik steht der Graureiher für Unabhängigkeit, Anmut und innere Ruhe. Seine Fähigkeit, regungslos zu verharren und im richtigen Moment blitzschnell zu handeln, macht ihn zum Sinnbild für Achtsamkeit und kluge Entscheidungen.

Ziemlich beeindruckend, wie viel Weisheit in einem einzigen Vogel stecken kann, oder? Wenn du magst, könnten wir uns auch anschauen, wie der Graureiher in Kunst und Literatur dargestellt wird – oder welche Tiere ähnliche symbolische Bedeutungen tragen.









Wie wird der Graureiher in Kunst und Literatur dargestellt?

Der Graureiher hat in Kunst und Literatur eine bemerkenswerte Präsenz – oft als Sinnbild für Ruhe, Würde und kontemplative Einsamkeit. Seine elegante Gestalt und sein stilles, beobachtendes Wesen machen ihn zu einem beliebten Motiv für Künstler und Schriftsteller gleichermaßen.

  • In der Malerei, besonders in der ostasiatischen Kunst, wird der Reiher häufig in Tuschzeichnungen dargestellt – als Symbol für Langlebigkeit, Weisheit und Harmonie mit der Natur. Auch in der europäischen Landschaftsmalerei taucht er oft als ruhiger Beobachter am Wasser auf, was die Stille und Erhabenheit der Szene unterstreicht.

  • In der Literatur steht der Graureiher oft für innere Einkehr oder spirituelle Wachsamkeit. Seine Fähigkeit, regungslos zu verharren und im entscheidenden Moment zu handeln, wird metaphorisch für Achtsamkeit und kluge Entscheidungen genutzt.

  • In der Mythologie, etwa im alten Ägypten, wurde der Reiher mit dem Gott Thot assoziiert – einem Symbol für Weisheit und Schrift. In der nordischen Mythologie wiederum taucht er in Verbindung mit Odin auf, dem Gott des Wissens1.

Besonders spannend ist, wie der Graureiher in verschiedenen Kulturen zwischen irdischer Präsenz und spiritueller Bedeutung pendelt – mal als Totemtier, mal als Bote zwischen den Welten





Welche berühmten Kunstwerke zeigen Graureiher?

Der Graureiher ist zwar kein Dauergast in den ganz großen Kunstmuseen wie die Mona Lisa oder Van Goghs Sternennacht – aber er hat sich dennoch in zahlreichen Werken verewigt, besonders in der Natur- und Landschaftsmalerei:

  • James Audubon, der berühmte amerikanische Naturzeichner, stellte den Graureiher (bzw. Great Blue Heron) in seinem Werk The Birds of America mit beeindruckender Detailtreue dar – ein Klassiker der ornithologischen Kunst.

  • Ohara Koson, ein japanischer Künstler der Shin-Hanga-Bewegung, schuf zahlreiche Holzschnitte mit Reihern, oft in poetischer Stille dargestellt – etwa in Heron in Snow oder Two Herons on a Willow Tree.

  • Franz Marc, bekannt für seine Tierdarstellungen, malte zwar keine expliziten Graureiher, aber seine symbolische Farbgebung und Tiermotive inspirierten viele Künstler, die Reiher als Ausdruck von Naturverbundenheit aufgriffen.

  • Auf Plattformen wie kunstnet.de findest du zudem zeitgenössische Werke, in denen der Graureiher in Öl, Aquarell oder als Skulptur dargestellt wird – etwa von Künstlern wie Dorothy Maurus oder Wolfgang Bergter.



Nahrung der Graureiher

Der Graureiher (Ardea cinerea) ist ein geschickter und anpassungsfähiger Jäger, dessen Nahrungsspektrum sehr vielfältig ist. Als opportunistischer Fleischfresser nutzt er je nach Verfügbarkeit unterschiedliche Beutetiere, wobei er sich vorwiegend von aquatischen Lebewesen ernährt.

Fische bilden die Hauptnahrung des Graureihers, wobei er Arten wie Rotaugen, Barsche, Hechte und kleine Karpfen bevorzugt. Er fischt meist im flachen Wasser, wo er regungslos ausharrt oder langsam watet, um dann blitzschnell mit seinem dolchartigen Schnabel zuzustechen. Neben Fischen erbeutet er auch Amphibien wie Frösche, Kröten und Molche, die er im Uferbereich oder in Feuchtwiesen findet.

Kleinsäuger, insbesondere Wühlmäuse, gehören ebenfalls zu seiner Beute. Auf Feldern und Wiesen späht er nach Nagetieren, die er mit einem gezielten Stoß erlegt. Gelegentlich jagt er auch junge Wasservögel oder Nestlinge, wenn sich die Gelegenheit bietet. Insekten wie Libellen, Käfer und Heuschrecken ergänzen seinen Speiseplan, besonders während der Brutzeit, wenn der Nahrungsbedarf hoch ist.

In städtischen Gebieten oder an Fischteichen wird der Graureiher manchmal zum Problem, da er gezielt in Zuchtanlagen eindringt und dort größere Schäden verursachen kann. Seine Flexibilität in der Nahrungswahl ermöglicht es ihm jedoch, auch in weniger fischreichen Gewässern zu überleben. Durch seine geduldige und effiziente Jagdweise ist der Graureiher ein erfolgreicher Räuber, der eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht von Feuchtgebieten spielt.


Graureiher Nest mit Jungtier





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Lebensraum vom Graureiher

Der Graureiher (Ardea cinerea) ist ein äußerst anpassungsfähiger Vogel, der in einer Vielzahl von Lebensräumen vorkommt, solange diese Zugang zu Gewässern und ausreichend Nahrung bieten. Hier sind die wichtigsten Lebensraumtypen, in denen er anzutreffen ist:


1. Feuchtgebiete und Gewässerufer

Der Graureiher ist häufig an Flüssen, Seen, Teichen und Sümpfen zu finden, wo er im flachen Wasser nach Beute sucht. Besonders bevorzugt er ruhige, flache Gewässer mit reicher Fisch- und Amphibienpopulation. Auch künstlich angelegte Feuchtgebiete wie Absetzbecken oder Fischteiche nutzt er intensiv.


2. Auenlandschaften und Überschwemmungsgebiete

In Flussauen mit periodischen Überschwemmungen findet der Graureiher ideale Bedingungen, da diese Gebiete reich an Kleintieren wie Fröschen, Fischen und Insekten sind. Solche Landschaften bieten zudem Schutz und Nistmöglichkeiten in hohen Bäumen.


3. Küstenregionen und Boddengewässer

In Küstengebieten, etwa an der Ostsee oder in Lagunen wie der Vorpommerschen Boddenlandschaft, jagt der Graureiher im Salzwasser nach Fischen und Krebsen. Diese Regionen sind besonders im Herbst und Frühjahr wichtige Rastplätze für Zugvögel.


4. Landwirtschaftliche Flächen und Fischteiche

Der Graureiher nutzt auch vom Menschen geprägte Lebensräume wie Reisfelder, Fischzuchtanlagen und bewirtschaftete Teiche. Hier kommt es jedoch oft zu Konflikten, da er als "Fischräuber" gilt und in einigen Regionen bejagt werden darf.


5. Urbane Gebiete

In Städten ist der Graureiher zunehmend in Parkgewässern, Kanälen und sogar auf städtischen Wiesen anzutreffen. Seine Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihm, auch in vom Menschen dominierten Landschaften zu überleben.


Besondere Schutzgebiete

In Vogelschutzgebieten wie den Hohenau-Ringelsdorf-Absetzbecken (Österreich) oder dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (Deutschland) findet der Graureiher optimale Bedingungen und ist Teil eines komplexen Ökosystems.

Zusammenfassend ist der Graureiher ein echter Generalist, der sowohl natürliche als auch künstliche Lebensräume nutzt – solange Wasser und Nahrung verfügbar sind. Sein Bestand hängt jedoch stark vom Erhalt seiner Lebensräume ab, insbesondere von Feuchtgebieten und ungestörten Brutkolonien.





Aussehen des Graureihers

Der Graureiher (Ardea cinerea) ist mit seiner markanten Silhouette und seinem eleganten Erscheinungsbild einer der unverwechselbaren Vögel Europas. Sein Aussehen ist perfekt an seine Lebensweise als Watvogel und geschickter Jäger angepasst.


Körperbau und Größe

  • Der Graureiher erreicht eine Körpergröße von 90–100 cm und eine Flügelspannweite von 175–195 cm.

  • Sein schlanker, langgestreckter Körper wirkt im Flug besonders grazil, wobei der Hals S-förmig eingezogen wird (im Gegensatz zu Störchen, die ihn ausstrecken).

  • Die Beine sind extrem lang und gelblich-grau, ideal zum Waten im flachen Wasser.


Gefiederfärbung

  • Oberseite: Vorherrschend schiefergrau, besonders an Flügeln und Rücken.

  • Unterseite: Weiß bis hellgrau mit schwarzen Akzenten an den Flanken.

  • Kopf: Weiß mit einem schwarzen Augenstreif, der sich bis zu langen, fedrigen Schmuckfedern am Hinterkopf verlängert (besonders auffällig in der Balzzeit).

  • Hals: Weißlich mit feiner grauer Strichelung, die ihm ein gestreiftes Aussehen verleiht.


Schnabel und Augen

  • Der kräftige, dolchartige Schnabel ist gelblich bis orange-braun und perfekt zum Ergreifen von Fischen und Beutetieren geeignet.

  • Die Augen sind gelb und wirken durch die schwarze Kopfzeichnung besonders kontrastreich.


Flugbild

  • Im Flug sind die langsamen, tiefen Flügelschläge und der zurückgezogene Hals typisch.

  • Die Flügel wirken breit und abgerundet, mit deutlich abgesetzten schwarzen Handschwingen.


Jahreszeitliche Unterschiede

  • Im Prachtkleid (Brutzeit) sind die Schmuckfedern am Kopf und Rücken länger, und die Farben wirken intensiver.

  • Im Schlichtkleid (Winter) ist das Gefieder matter, und die Schmuckfedern sind weniger ausgeprägt.


Unterscheidung zu ähnlichen Arten

  • Purpurreiher (Ardea purpurea): Dunkler, mit rötlich-brauner Tönung und schmalerem Körperbau.

  • Silberreiher (Ardea alba): Rein weiß, mit gelbem Schnabel und schwarzen Beinen (im Gegensatz zum Graureiher, der gelbliche Beine hat).

Der Graureiher ist nicht nur durch sein Aussehen, sondern auch durch seine geduldige, regungslose Jagdweise leicht zu erkennen. Sein elegantes Erscheinungsbild macht ihn zu einem der charismatischsten Wasservögel Europas.


Graureiher seitenansicht









Effektive Strategien zum Schutz des Graureihers

Der Graureiher (Ardea cinerea) steht trotz seiner weiten Verbreitung vor Herausforderungen wie Lebensraumverlust, menschlicher Verfolgung und Umweltverschmutzung. Um diesen eleganten Vogel effektiv zu schützen, sind kombinierte Strategien notwendig. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen:


1. Schutz von Brutkolonien und Lebensräumen

  • Schutzzonen einrichten: Brutkolonien, oft in hohen Bäumen oder Schilfgebieten, sollten durch Pufferzonen vor Störungen geschützt werden, insbesondere während der Brutzeit (Februar–Juni).

  • Feuchtgebiete erhalten: Naturnahe Gewässer mit Flachwasserzonen, Überschwemmungsflächen und Auen sind essenziell für die Nahrungssuche. Renaturierung von Flüssen und Teichen fördert den Bestand.

  • Urbane Anpassung: Da Graureiher zunehmend Städte besiedeln, sollten Parkgewässer und städtische Grünflächen fischfreundlich gestaltet werden.


2. Regulierung der Bejagung

  • Jagdverbote durchsetzen: Obwohl der Graureiher in einigen Bundesländern noch jagdbar ist, fordert der NABU seine Streichung aus der Liste der jagdbaren Arten. Ganzjährige Schonzeiten haben sich in NRW bereits positiv auf die Population ausgewirkt.

  • Alternative Konfliktlösungen: In Fischzuchten sollten Abschüsse durch nicht-tödliche Methoden ersetzt werden, z. B. durch Netze oder optische Abschreckung.


3. Nicht-tödliche Abwehrmaßnahmen in Fischteichen

  • Physikalische Barrieren: Engmaschige Netze über Teichen oder erhöhte Drahtgestelle verhindern den Zugang.

  • Technische Lösungen: Bewegungsmelder mit Wasserstrahlen oder Licht-/Tonsignalen vertreiben Reiher, ohne sie zu verletzen. Wichtig ist die Variation der Methoden, um Gewöhnung zu vermeiden.

  • Teichgestaltung: Tiefe Zonen (ab 80 cm) und Versteckmöglichkeiten wie Wasserpflanzen reduzieren die Jagderfolge der Reiher.


4. Öffentlichkeitsarbeit und Forschung

  • Aufklärung: Fischteichbesitzer und Angler sollten über die ökologische Rolle des Graureihers informiert werden. Studien zeigen, dass sein Einfluss auf Fischbestände oft überschätzt wird.

  • Monitoring: Langfristige Bestandserfassungen (z. B. in Bayern) helfen, Populationsentwicklungen zu verfolgen und Schutzmaßnahmen anzupassen.


5. Internationale Zusammenarbeit

  • Schutz während des Zuges: Da viele Graureiher als Zugvögel unterwegs sind, sind grenzüberschreitende Schutzgebiete und Rastplatzsicherungen wichtig.

  • Klimaanpassung: Extremwinter setzen den Vögeln zu. Schutzmaßnahmen sollten auch klimatische Veränderungen berücksichtigen.


Fazit

Der effektive Schutz des Graureihers erfordert ein Zusammenspiel aus Habitatmanagement, rechtlichen Regelungen und innovativen Abwehrtechniken. Durch Respekt vor seiner ökologischen Rolle und kreative Lösungen kann ein Zusammenleben mit dem „Fischreiher“ gelingen – ohne seine Bestände zu gefährden


Graureiher mit Fisch im Schnabelstehent im Teich
Graureiher bei der Futtersuche, hier mit einem erbeuteten Fisch.



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Verhalten des Graureihers

Der Graureiher (Ardea cinerea) zeigt ein faszinierendes und vielseitiges Verhalten, das sich perfekt an seine Lebensweise als geschickter Jäger und Koloniebrüter angepasst hat. Sein Verhaltensrepertoire umfasst verschiedene Aspekte:


Jagdverhalten und Nahrungserwerb

Graureiher sind geduldige Lauerjäger, die oft minutenlang regungslos im flachen Wasser stehen oder langsam waten. Ihr charakteristischer Jagdstil:

  • Beobachtung der Wasseroberfläche mit seitlich geneigtem Kopf

  • Blitzschneller Zustoß mit dem dolchartigen Schnabel

  • Beute wird oft im Wasser gewaschen oder geschüttelt

  • Jagdaktivitäten hauptsächlich in der Dämmerung, aber auch tagsüber


Sozialverhalten und Kommunikation

Trotz ihrer scheinbar einzelgängerischen Jagdweise sind Graureiher in Brutkolonien sehr sozial:

  • Laute, raue Rufe ("kräik" oder "fraank") zur Revierabgrenzung

  • Balzrituale mit spektakulären Federpräsentationen

  • Gegenseitige Gefiederpflege in der Kolonie

  • Komplexe Körpersprache mit Halsstrecken und Federsträuben


Fortpflanzung und Brutpflege

Die Brutzeit beginnt im Frühjahr mit aufwendigen Balzritualen:

  • Männchen bauen das Nest und locken Weibchen mit Rufen

  • Gemeinsame Nestbauarbeit mit Zweigen und Schilf

  • Wechselseitiges Bebrüten der 3-5 Eier

  • Intensive Fütterung der Jungvögel mit vorverdauter Nahrung


Flug- und Ruheverhalten

Im Flug zeigt der Graureiher charakteristische Merkmale:

  • Langsame, kraftvolle Flügelschläge

  • Eingezogener Hals in S-Form

  • Beine nach hinten gestreckt

  • Ruhephasen oft auf einem Bein stehend


Anpassungsfähigkeit

Graureiher haben bemerkenswerte Verhaltensanpassungen entwickelt:

  • Nutzung urbaner Gewässer als Jagdrevier

  • Strategien zur Konfliktvermeidung mit Menschen

  • Flexibles Zugverhalten je nach Klimabedingungen

  • Lernfähigkeit bei der Nahrungssuche

Dieses komplexe Verhaltensmuster macht den Graureiher zu einem der interessantesten heimischen Wasservögel und zeigt seine perfekte Anpassung an verschiedene Lebensräume.


Graureiher im Teich








Die lustigen Eigenheiten des Graureihers

Der Graureiher (Ardea cinerea) mag auf den ersten Blick ein ernster, würdevoller Vogel sein – doch bei genauerer Beobachtung offenbart er einige urkomische Eigenheiten, die ihn zu einem der charmantesten Wasservögel machen:


1. Der "Tarnkappen-Trick"

• Steht oft minutenlang stocksteif wie eine Gartenskulptur da – bis er plötzlich merkt, dass er beobachtet wird

• Dann vollführt er peinlich berührt einen übertriebenen "Ich-bin-ganz-zufällig-hier"-Abtanz, als hätte er nie vor, Fische zu jagen

• Tippt mit den Füßen im Wasser, um Beute anzulocken – wie ein Angler, der mit der Rute wackelt


2. Die große Fress-Show

• Schluckt Fische lebendig – manchmal so groß, dass sie ihm noch aus dem Hals baumeln

• Würgt ungenießbare Beute wieder aus – mit dramatischem Halsstrecken und Würgebewegungen

• Wäscht seine Beute übertrieben sorgfältig – selbst wenn sie schon sauber ist



3. Balz-Ballett der Schüchternen

• Männchen veranstalten tollpatschige Werbetänze mit ausgebreiteten Flügeln

• Bringen Nistmaterial – aber lassen es oft ungeschickt fallen

• Kämpfe um Weibchen enden meist in komischem Geflatter ohne echte Verletzungen


4. Flugakrobatik für Anfänger

• Startet wie ein klappriges Flugzeug mit wilden Beinstramplern

• Vergisst manchmal, den Hals einzuziehen – und fliegt dann wie ein langer, grauer Besenstiel

• Landungen oft mehr "kontrollierter Absturz" als elegantes Aufsetzen




5. Stadtleben mit Stil

• Stiehlt Fische aus Garten-Teichen – und guckt dabei unschuldig wie ein Dieb in der Konditorei

• Posiert auf Parkbänken wie ein Statthalter des Königs

• Hat gelernt, dass Mülleimer leichter zu plündern sind als Teiche

Diese skurrilen Verhaltensweisen machen den Graureiher zum heimlichen Komiker unter den Wasservögeln – ein perfekter Beweis, dass Naturbeobachtung oft das beste Comedy-Programm ist! Wer einmal einen Graureiher beim "cool sein wollen" beobachtet hat, wird diesen tollpatschigen Vogel mit dem angestrengt ernsten Blick nie wieder anders sehen.


Graureiher mit ausgebreiteten Flügeln beim Flugstart.




revolution racer



Steckbrief des Graureihers

NAME: Graureiher oder auch Fischreiher

LATEINSCHER NAME: Ardea cinerea

KLASSE: Vögel

AUSSEHEN: Grau - weißes Gefieder, schwarze Flügelschwingen, Gelb-orangener Schnabel

GRÖSSE: 90 - 98 Zentimeter

GEWICHT: 1030 - 2080 Gramm

FLÜGELSPANNWEITE: bis zu 195 Zentimeter

NAHRUNG: Fische, Amphibien und kleine Säugetiere

NATÜRLICHE FEINDE: Marder, Milan und Rabe

LEBENSRAUM: Flachwasserzonen von Seen, Flüssen, Bächen und Weiher

VERBREITUNG: Europa, Asien, Afrika

ZUGVERHALTEN: Kurz - und Mittelstreckenzieher

LEBENSERWARTUNG: etwa 35 Jahre

BRUTZEIT: Von Januar bis Juni

NEST: in Kolonien, meist in hohen Bäumen, aber auch am Boden brütend im Schilf

GESCHLECHTSREIF: nach 2 Jahren

FORTPFLANZUNG: Monogame Saisonehe, 3 - 5 Eier, 1 - 2 Bruten im Jahr, Brutdauer 25 - 26 Tage, Küken sind nach etwa 40 - 58 Tage flügge

BESTAND: etwa 30.000 Paare in Deutschland, in Europa etwa 390.000 Paare, weltweit gibt es etwa 4 Millionen Graureiher


Graureiher im Schilf auf der Jagd
Graureiher auf Beutefang





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