Naturpark Nassau: Im Herzen des Rheinischen Schiefergebirges
- Vagabundo
- 20. Sept. 2023
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juli
Wo Lahn und Rhein sich durch urzeitliche Schluchten schlängeln und Wanderfalken über mittelalterliche Burgen kreis

Wilder Westerwald, mystischer Taunus
Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf dem Grauen Kopf (543,4 m) und blicken über ein Meer aus Buchenwäldern, in deren Tälern die Lahn wie ein silbernes Band durch Jurakalkfelsen schneidet. Willkommen im Naturpark Nassau – einem 561 km² großen Schutzgebiet im Dreiländereck von Westerwald, Taunus und Mittelrhein! Seit 1963 bewahrt dieser Park eine der vielseitigsten Landschaften Rheinland-Pfalz’ mit über 100 Brutvogelarten, orchideenreichen Schluchtwäldern und Zeugnissen römischer Geschichte.
Geologische Wunder: Schiefer, Flüsse und versunkene Meere
Das Rheinische Schiefergebirge: Vor 400 Millionen Jahren formten sich hier die Gesteine, die heute dramatische Formationen wie die Ruppertsklamm oder den Gabelstein prägen. In Kalksteinbrüchen bei Fachingen finden sich versteinerte Korallen – stumme Zeugen urzeitlicher Tropenmeere.
Die Lahn: Lebensader und Kunstschaffende: Der Fluss schuf nicht nur das Lahntal als Ost-West-Hauptachse des Parks, sondern auch ökologische Hotspots wie die Lahnhänge – EU-Vogelschutzgebiete, wo Eisvögel und Wasseramseln jagen.
Karstphänomene: Ähnlich der Donauversickerung versickert Wasser im porösen Kalkgestein und speist Quellen wie den Spiessweiher – ein Refugium für Libellen und Amphibien 2.
Tierparadies: Von Uhus und Orchideen
Vogelwelt: In den Buchenwäldern des Staatsforsts Stelzenbach trommelt der Schwarzspecht, während Wanderfalken an den Rheinfelsen brüten. Seltene Haselhühner finden in den Wacholderheiden bei Mühlheim Rückzugsorte.
Botanische Kostbarkeiten: Wo Kalk an die Oberfläche tritt, blühen über 20 Orchideenarten – etwa das Bleiche Knabenkraut in den Stelzenbachwiesen. In Schluchtwäldern wie der Ruppertsklamm gedeihen Eiszeitrelikte wie Silberblatt und Hirschzunge.
Nachtschwärmer: 15 Fledermausarten jagen nachts über der Lahn, darunter die Große Hufeisennase – eine der seltensten Arten Europas.
Wandern durch die Zeit: Top 4 Routen
Rheinsteig-Etappe: Von Fels zu Fluss
Strecke: 327 km (Gesamtlänge) │ Schwierigkeit: anspruchsvollSpektakuläre Aussichtspunkte wie die Ruppertsklamm mit Blick auf das Mittelrheintal (UNESCO-Welterbe). Die Etappe Kamp-Bornhofen–Kestert führt durch Weinberge und Eichenwälder.
Lahnhöhenweg: Burgen & Schlösser
Strecke: 19,3 km (Etappe 2) │ Dauer: 7 hVorbei an der Burg Nassau (Stammsitz des Oranier-Adels) und dem Schiefen Turm von Bad Ems. Highlight: Schloss Schaumburg mit neugotischen Türmen und Falknerei.
Küppeltour: Waldgeheimnisse
Strecke: 16,7 km │ Dauer: 5 h, Rund um Schloss Schaumburg durch alte Buchenwälder zum „Küppel“ – ein Basaltkegel mit Panorama über das Lahntal. Ideal für Pilzsucher im Herbst!
Familientipp: Rund um den Kipp
Strecke: 6,9 km │ Dauer: 2 hLeichte Tour mit Blicken auf die Lahnschleifen und die „Kipp“ – eine erodierte Basaltkuppe, wo Eidechsen sonnenbaden.
„Tolle Wanderung mit fantastischen Aussichtspunkten!“ (Wanderer-Zitat aus dem Gipfelbuch des Rheinsteigs, Juni 2025)
Kultur im Park: Römer, Ritter und Ruinen
Der Limes: Der Obergermanisch-Raetische Limes (UNESCO-Welterbe) durchzieht den Park. Bei Pohl können Sie rekonstruierte Wachtürme erklimmen und in die Zeit der Römer eintauchen.
Burgenromantik: Die Burg Sterrenberg und Burg Liebenstein – die „Feindlichen Brüder“ – thronen über dem Rhein. In Schloss Schaumburg finden im Sommer Ritterspiele statt.
Industriegeschichte: Die Kannenbäckerstadt Höhr-Grenzhausen (am Parkrand) zeigt im Keramikmuseum, wie Ton aus den Lehmlagern des Westerwalds zu blauem Steinzeug wurde.
Aktivabenteuer: Wasser, Fels & Rad
Kanu auf der Lahn: Paddeln Sie von Diez nach Lahnstein (34 km)! Unterwegs passieren Sie Felsenformationen und die Balduinstein-Eisenbahnbrücke. Verleihstationen in Obernhof.
Klettern in der Ruppertsklamm: Gesicherte Routen (UIAA III–V) an Basaltsäulen – geführt von Nationalpark-Rangern.
Radparadies Lahnradweg: Die Etappe 7 (34 km) führt von Balduinstein nach Obernhof vorbei an Schloss Schaumburg und durch das „Lahneck-Loch“ – ein Tunnel durch Jurafelsen
Nachhaltig entdecken: Die neuen Schutzprojekte
Biotopverbund „Grünes Band Nassau“: Seit 2023 verbinden Korridore aus Hecken und Blumenwiesen Lebensräume für Haselhühner und Wildkatzen.
Geopfad Karst: Ein digitaler Lehrpfad bei Kalkofen erklärt mit AR-Apps die Entstehung von Dolinen und Höhlen.
Landwirtschaftspartnerschaften: Bauern bewirtschaften Wacholderheiden mit Rhönschafen – so bleiben Orchideenwiesen erhalten. Ihre Produkte gibt’s in Hofläden wie „Schäferei Alarmstange“.
Praktische Tipps für Ihren Besuch im Naturpark-Nassau
Anreise:
Auto: A3 bis Ausfahrt Diez, dann B417/B260 ins Lahntal
ÖPNV: Mit der Lahntalbahn (RB23) von Koblenz nach Limburg. Haltestellen: Diez, Balduinstein, Obernhof.
Beste Reisezeit:
Mai für Orchideenblüte in den Magerwiesen
Oktober für Waldherbstfarben und Pilze
Übernachten:
Wanderhütten: „Trautmannsdorffer Hütte“ an der Ruppertsklamm (Matratzenlager)
Bio-Hof: „Gut Alarmstange“ (545 m) mit Frühstück vom eigenen Schafskäse.
Infozentren:
Naturparkhaus Nassau: Bachgasse 4, Nassau. Geöffnet Mo–Fr 9–16 Uhr. Kostenlose Karten und Tipps zu Ranger-Touren.
Fazit: Wildnis mit Geschichte
Der Naturpark Nassau ist kein Ort der spektakulären Canyons, sondern einer der leisen Wunder: Wo römische Legionäre einst Grenzwälle bauten, fliegen heute Uhus über Burgruinen. Wo Flüsse Karstlandschaften formten, wandern Sie durch orchideengesäumte Schluchten. Ob Sie in 2 Stunden die „Kipp“ umrunden oder in 7 Tagen den Rheinsteig bezwingen – diese Landschaft atmet Geschichte und schenkt Ruhe.
Wussten Sie schon? Der Park beherbergt Deutschlands größte Population der Gelbbauchunke – eine seltene Kröte, die in den Tümpeln der Kiesgrube Einsiedel laicht
„Im Schiefer liegt die Erinnerung des Gebirges – im Fluss die Sehnsucht des Meeres.“ (Wanderer-Zitat aus dem Gipfelbuch des Grauen Kopfs)
Hinweis: Nicht verwechseln mit Nassau (Bahamas)! Der deutsche Naturpark liegt in Rheinland-Pfalz zwischen Westerwald und Taunus.

Diez liegt direkt an der östlichen Grenze des Naturparks Nassau
in Rheinland-Pfalz und dient als lebendiges Kulturtor zu diesem Schutzgebiet.
Geografische Einbindung
Lage: Diez grenzt östlich an den Naturpark Nassau, der sich über 561 km² im Dreiländereck von Westerwald, Taunus und Mittelrhein erstreckt.
Flusslage: Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Lahn und Aar – die Lahn bildet hier die Ost-West-Achse des Naturparks und ist Lebensader für Wanderrouten wie den Lahnhöhenweg.
Kulturelle & historische Highlights
Schloss Oranienstein:
Eine barocke Residenz der Oranier-Dynastie, Stammsitz des niederländischen Königshauses. Heute beherbergt es ein Museum und eine Jugendherberge.
Burg Diez:
Mittelalterliche Burgruine hoch über der Altstadt mit Panoramablick auf das Lahntal. Ideal für kurze Aufstiege (ca. 15 Minuten vom Zentrum).
Altstadt:
Fachwerkhäuser, enge Gassen und der historische Stiftsplatz mit Cafés – Ausgangspunkt für Spaziergänge entlang der Lahn.
Aktivitäten & Anbindung
Radfahren:
Diez ist Station 7 des Lahntal-Radwegs (Etappe: Balduinstein → Obernhof). Der Weg führt vorbei an Schloss Schaumburg und durch das spektakuläre „Lahneck-Loch“ (Felsentunnel).
Wandern:
Der Lahnhöhenweg (19,3 km) startet in Diez und verbindet Burgen wie Burg Nassau und Schloss Schaumburg.
ÖPNV-Anbindung:
Bahnhof Diez an der Lahntalbahn (RB23) – direkte Verbindungen nach Limburg (15 Min.), Koblenz (40 Min.) und in den Naturpark (z. B. nach Balduinstein oder Obernhof).
Praktische Tipps
Übernachten: Bio-Höfe wie „Gut Alarmstange“ (545 m) nahe Diez bieten Frühstück mit Schafskäse aus eigener Herstellung.
Kombi-Tipp: Besuch der „Feindlichen Brüder“ Burg Sterrenberg und Liebenstein (15 Auto-Minuten entfernt) oder der Römer-Wachtürme am Limes bei Pohl.
💡 Diez ist kein klassischer „Naturpark-Kern“, aber das perfekte Bindeglied zwischen Zivilisation und Wildnis – hier startet Ihr Eintauchen in die Schluchten und Burgen des Rheinischen Schiefergebirges.
Karte & Infos:📌 Naturpark Nassau e.V.📌 Lahntal Tourismus

Marksburg bei Braubach: Die unzerstörte Ritterfestung am Rhein
Eine Zeitreise ins Mittelalter hoch über dem UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal
Einleitung: Die ewige Wächterin des Rheins
Hoch über dem Städtchen Braubach thront die Marksburg – die einzige nie zerstörte Höhenburg am Mittelrhein und Ikone der Rheinromantik. Seit 1117 bewacht sie auf einem 160 m hohen Schieferfelsen den Fluss, überstand Kriege und Belagerungen und ist heute UNESCO-Welterbe. Mit ihren originalgetreuen Wehrgängen, dem legendären Butterfassturm und düsteren Verliesen bietet sie ein authentisches Mittelalter-Erlebnis wie kaum eine andere Burg Deutschlands.
Geschichte: Von Rittern, Kanonen und Goldmark-Deals
Gründung durch die Eppsteiner (12. Jh.): Erbaut als Zollburg zum Kontrollieren des Rheintransits. Erste urkundliche Erwähnung 1231.
Ausbau zur Kanonenfestung: Unter den Grafen von Katzenelnbogen (ab 1283) und späteren hessischen Landgrafen entstanden Artillerie-Bastionen und Rundtürme – revolutionär für die Kriegsführung des 15. Jh..
Napoleons Gefängnis: 1806 schenkte Napoleon die Burg dem Herzog von Nassau. Sie diente als Soldatenquartier und Gefängnis.
Rettung für 1.000 Goldmark: 1900 kaufte die neu gegründete Deutsche Burgenvereinigung die Burg für symbolische 1.000 Goldmark vom preußischen Staat. Seit 1931 ist sie deren Hauptsitz.
WWII-Beschuss: März 1945 trafen US-Artilleriegranaten die Burg – dennoch blieb ihre Struktur intakt.
Architektur: Ein Lehrbuch der Wehrtechnik
Die Marksburg ist ein Musterbeispiel mittelalterlicher Verteidigungsarchitektur:
Der Butterfassturm: Ein einzigartiger Bergfried mit doppeltem Aufsatz – ideal zur Kontrolle des Eingangsbereichs.
Dreifaches Tor-System: Angreifer mussten sich durch Fallgitter, Zugbrücken und den tödlichen „Fuchspförtchen“-Durchgang kämpfen.
Originalräume:
Rittersaal mit Waffensammlung (Ritterrüstungen von der Antike bis Renaissance)
Burgküche mit 3 m breitem Rauchkamin und Bratspieß
Folterkammer mit Streckbank und Eiserner Jungfrau.
Mittelalterlicher Kräutergarten: Im ehemaligen Burggraben wachsen 170 historische Heil- und Nutzpflanzen.
„Die Marksburg ist kein Märchenschloss, sondern eine knochenharte Festung – man spürt den Schweiß der Schmiede und die Angst der Belagerten.“ (Zitat eines Burgführers, 2024)
Besuchsinfo: Öffnungszeiten, Preise, Anfahrt
Öffnungszeiten:
Mai–Okt.: Täglich 10–17 Uhr
Nov.–Feb.: Täglich 11–16 Uhr.
Eintritt:
Erwachsene: 11 €
Kinder (6–15 J.): 8 €
Familie (2+2): 24 € .
Führungen: Obligatorisch (Dauer: 50 Min.), verfügbar auf Deutsch/Englisch. Tipp: Um 14 Uhr finden oft Familienführungen mit Armbrust-Schießen statt!.
Anreise:
Auto: A61 → Ausfahrt Koblenz-Zentrum → B42 nach Braubach. Parkplatz „Am Burgweg“ (3 €/Tag), dann 20 Min. steiler Aufstieg.
Bahn: RB23 nach „Braubach Bahnhof“. Von dort:
Zu Fuß (30 Min. steil bergauf)
Shuttle-Bus „BurgExpress“ (Mai–Okt., 2 € pro Strecke).
Schiff: KD-Rheinlinie bis „Braubach Pier“, dann Aufstieg.
Erlebnisse: Mehr als nur Mauern
Rheinsteig-Wanderung: Etappe 14 des Premiumwanderwegs führt von Braubach nach Filsen (14,6 km, 5,5 h). Höhepunkte: Panorama über das Rheintal und Blick auf die „feindlichen Brüder“ Burgen Sterrenberg/Liebenstein.
Mittelalter-Festivals: Jedes August-Wochenende: Ritterturniere, Bogenbau-Workshops und Met-Verkostung im Burghof.
Kulinarik: In der Burgschänke probieren Sie Rheinischen Sauerbraten mit Dörrpflaumen. Oder in Braubachs Altstadt: „Eckfritz“-Restaurant (Fachwerk von 1597!) mit Riesling-Kreationen.
Tipps für Familien
Kinderführungen: Spezielle Touren erklären Burgleben kindgerecht – inklusive Versteckspiel im Wehrgang! (Ab 8 J.).
Museum zum Anfassen: Im Römerturm dürfen Kinder Kettenhemden anprobieren und Münzen prägen.
Wander-Alternative: Für kleine Beine geeignet: Der Burgenweg Braubach (3 km) mit Aussichtspunkten zur Marksburg.
Warum die Marksburg einzigartig ist
„Von 40 Burgen zwischen Bingen und Koblenz bin ich die Einzige, die nie in Trümmer fiel. Meine Steine erzählen vom Stolz der Eppsteiner, vom Waffenlärm der Landgrafen – und davon, wie Glück und dicke Mauern Geschichte überdauern.“
UNESCO-Wert: Als Schlüsselpunkt des Oberen Mittelrheintals zeigt sie, wie Burgen Flusshandel und Kriegsführung prägten.
Authentizität: Keine neugotische Fantasie wie Neuschwanstein – hier atmet man echtes Mittelalter 9.
Globaler Einfluss: 1990 entstand in Japans Ueno German Culture Village ein originalgroßer Nachbau – Beweis für ihre kulturhistorische Strahlkraft.
Planungshinweise
Beste Besuchszeit: Mai–Juni (Rhododendronblüte im Burgpark) oder September (Weinfeste in Braubach).
Barrierefreiheit: Eingeschränkt – steile Treppen und unebene Wege. Rollstuhlgerechter Zugang nur bis zum ersten Hof.
Kombi-Tipp: Besuch von Schloss Stolzenfels (15 Auto-Minuten) – Kontrastprogramm zur schmucklosen Marksburg!
Offizielle Infos:📌 Deutsche Burgenvereinigung

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