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Im Gebirge

Das Gebirge ist voller Gegensätze-eisige Höhen und schneebedeckte Gipfel, schroffe Felsen und blühende Wiesen, einzigartiger Lebensraum und doch lebensfeindlich. Ein faszinierendes Ökosystem. Hier beleuchten wir das Bergsteigen und die Wetterkunde im Gebirge, sowie die Wachstumszonen im Gebirge.

Image by Jerry Zhang

Ökosystem Hochgebirge

Unsere Welt ist zu 5 % des Festlandes von Gebirgen bedeckt. Bergketten durchziehen alle Kontinente, die längsten reichen von Alaska bis zur Südspitze Nordamerikas. Obwohl sich die Anden bis in etwa 7.000 Meter erheben, werden sie vom Himalaja, dessen höchster Gipfel 8.848 Meter erreicht, noch überragt. Weitere mächtige Gebirge sind die Alpen, der Kaukasus, die ostaustralischen Gebirge und die Bergregionen in Ostafrika, besonders in Äthiopien. Mit zunehmender Höhe verändern sich die Lebensbedingungen, was auch an der veränderten Pflanzen- und Tierwelt deutlich wird. Wer einen Berg besteigt, gewinnt fast den Eindruck, sich dem Polarkreis zu nähern. Die Veränderung der Temperaturverhältnisse im Gebirge entspricht etwa jenen, wie an den Süd- und Nordpol. Eine Höhenzunahme von 70 Metern kann einer horizontalen Bewegung von 110 Kilometern nach Norden gleichgesetzt werden. Auch die Niederschlagsmenge nimmt mit der Höhe beträchtlich zu.
Hochgebirge sind Gebirge mit großen Höhen, also ab 1.500 oder 2.000 Metern über dem Meeresspiegel, die meist über die Baumgrenze oder Schneegrenze reichen. Eine exakte Bestimmung, ab welcher Höhe ein Gebirge als Hochgebirge bezeichnet werden kann, ist allerdings schwierig festzulegen.

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Wachstumszonen im Gebirge
gebirge mit gletscher

Wachstumszonen im Gebirge

Image by Aron Visuals

Hochgebirge in Europa machen nur 3 % der Kontinentalfläche aus, aber sie beherbergen 20 % der Pflanzenarten. Das heißt, dass rund ein Fünftel aller europäischen Pflanzenarten nur im Hochgebirge vorkommen, oberhalb der Baumgrenze. Viele dieser Pflanzen gibt es nur hier oben und nirgendwo anders auf der Welt. 

Klima und Exposition führen zu starken Unterschieden in den Höhenausdehnungen der einzelnen Zonen. Am Beispiel der Alpen bilden sich auf kleinem Raum verschiedene Vegetationszonen, welche man Höhenstufen nennt. Diese vertikal gestaffelten Naturräume sind Abfolge der Landschaftsgürtel. So kann man bei einer Wanderung vom Tal aus über die Bergwaldstufen bis zu den felsigen Gipfelbereichen mit Pionierpflanzen unterschiedliche Lebensräume beobachten. 

hoehenstufen

Vegetation und Höhenstufen

Colline Stufe, die unterste Stufe besteht aus natürlichen Laubwäldern, je nach geografischer Lage besteht sie aus Buchen und Eichen. Diese Zone reicht bis zu einer Höhe von maximal 800 Meter.

 

Montane Stufe: Die montane Stufe ist ein Übergangsbereich zwischen Laub-Misch- und Nadelwäldern. Ihre Obergrenze liegt je nach geografischer Lage etwa bei 1.500 Metern in den Randalpengebieten und 2.000 Metern in den Zentralalpen. Früher gab es in dieser Region Obst- und Getreideanbau.

 

Subalpine Stufe: Diese Stufe ist der Übergangsbereich von Nadelwäldern hinauf zum Krummholz. Dieser Bereich liegt etwa zwischen 1.500 Metern-1.800 Metern, die Obergrenze liegt bei 1.800 Metern-2.400 Metern.

Alpine Stufe in dieser Stufe zwischen der Baumgrenze und Grasheide dominiert geschlossener Rasen. Diese Stufe endet am Alpenrand zwischen 2.400 Metern und etwa 2.500 Metern, in den Zentralalpen bei 3,00 Metern. Genau wie die Baumgrenze wird die Rasengrenze von der Durchschnittstemperatur beeinflusst, die im Juli nicht unter +5° Celsius fallen darf.

 

Nivale Stufe: Im felsigen Gipfelbereich befindet sich die nivale Stufe, in dem ganzjährigen Schnee ist. Durch die lokale Schneefallgrenze definiert sie sich zur Abgrenzung zur alpinen Stufe. Es kommen nur vereinzelt Rasenflecken vor, vorwiegend aber Moose und Flechten oder der seltene Gletscher-Hahnenfuß. Die Pflanzen der Alpen müssen sich stetig an extreme Standortbedingungen anpassen, weshalb sich ihr morphologischer, anatomischer Bau und die speziellen Reaktionen auf Umweltfaktoren angepasst haben. Aufgrund der verschiedenen Steilstellen und Verebnungen, durch die unterschiedliche Dauer der Schneebedeckung sowie der Feuchtigkeit und Tiefgründigkeit des Bodens siedeln sich unterschiedlichste Biotope mit vielen verschiedenen Pflanzen an. Des Weiteren führt die Vegetationsgeschichte zu einer veränderten Flora, durch die Einwanderung von Pflanzen aus unterschiedlichen Landschaften Europas und Asiens. 

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Hochgebirgsklima
mont-blanc

Hochgebirgsklima

Extreme Wetterbedingungen herrschen im Hochgebirge vor, bedingt durch die schnellen Wetterwechsel, die es Tier, Mensch und Pflanzen schwer machen sich anzupassen. Dazu kommt, dass mit zunehmender Höhe die Temperatur abnimmt (0,5 °C pro 100 Meter). Dagegen nimmt die Niederschlagsmenge mit zunehmender Höhe zu, genau wie die Windstärke. So kann im Tal ein kaum wahrnehmbares Lüftchen wehen und weiter oben auf dem Hochgebirge muss man seine Wanderkarte gut festhalten. Zudem steigt die Strahlungsintensität der Sonne, da man ihr immer näherkommt und die Sauerstoffkonzentration der Luft schwindet, weshalb Wanderer bei zunehmender Höhe immer schlechter Luft bekommen.

 

Bei äquatornahen Hochgebirgen gibt es kein Jahreszeitenklima. Zum Beispiel in den Anden ist jeden Tag Sommer und jede Nacht Winter. Trotzdem gibt es Pflanzen, die unter diesen Bedingungen wachsen, wie zum Beispiel der Schopfbaum, der nachts als Frostschutz die Blattrosetten einfach schließt, um die empfindlichen Sprossspitzen zu schützen. Die täglichen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit am Boden sind im Hochgebirge viel größer als in tieferen Lagen, weil die in großer Höhe weniger dichte Atmosphäre sowohl starke Einstrahlung mit starken Verdunstungen als auch starke Ausstrahlung ermöglicht und rascher Wetterwechsel häufig vorkommt. Die Bodentemperaturen können sehr hoch werden durch die dauerhafte und starke Sonneneinstrahlung (bis zu 80 °C). Das Hochgebirge ist ein sehr empfindliches Ökosystem und es reagiert sehr stark auf das immer mildere Klima, was sich durch die gestiegene Artenzahl zeigt. Im letzten Jahrhundert hat sich die Anzahl der Arten verdoppelt, da die Pflanzen und Tiere aus tieferen Regionen immer weiter nach oben wachsen und leben können. Für die kalt-angepassten und spezialisierten Gebirgspflanzen dagegen wird es einfach zu warm. Sie wandern immer weiter hoch, aber jeder Gipfel hat ein Ende. Somit sind all diese Pflanzen durch die Klimaerwärmung massiv bedroht.

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Gebirgswinde

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Unterwegs auf einer Hochtour trifft man nicht nur auf begeisterte Bergwanderer-durch die Höhe und der Ausgesetztheit der Gipfel im Hochgebirge ist auch der Wind ein ständiger Begleiter. Zusätzlich zu den großräumigen Strömungen wirken im Gebirge auch unterschiedliche lokale Windsysteme. Anhand dieser Windsysteme können Experten verschiedene Aussagen über das lokale Wettergeschehen treffen. Wichtig dabei ist das Vorhandensein eines stabilen Hochs, in dessen Einflussbereich es meist keine oder nur sehr schwache Winde aus der Höhenströmung gibt. Das heißt, es sind keine weiteren, stärkeren Strömungen eines Tiefs oder eines Frontensystems vorhanden. Durch die größere Oberfläche der Gebirgslandschaft gegenüber einer ebenen Landschaft heizen sich tagsüber die Gebirgsflächen stärker auf als in der Ebene. Der Grund dafür ist die durch die größere Fläche im Gebirge deutlich höhere Aufnahme an Sonnenstrahlung. Somit geben diese Energie an die Luft ab. Warme Luft ist leichter als kalte und steigt somit nach oben auf-Hangaufwinde entstehen im Laufe des Tages. Aufgrund der Aufwärtsbewegung der Luft an den Hängen bilden sich im Tal Unterdruck aus. Dieser Unterdruck wird durch den Taleinwind ausgeglichen. Etwas großräumiger als beim Hangwind strömt bei Tag Luft ins Tal einwärts. Umgekehrt ist die Situation nachts. Die größeren Gebirgsflächen kühlen sich stärker ab als die ebenen Flächen. Kalte Luftmassen fließen nun die Hänge hinunter und werden als Hangabwind bezeichnet. Durch die abfließende Luft bildet sich im Tal Überdruck aus, dieser wird durch eine talabwärts gerichteten Talauswind ausgeglichen. Sind Tal- und Hangwind bei einer Bergtour in ausgeprägter Form spürbar, so ist dies ein Zeichen für gute Stabilität des Hochdruckgebietes.

Wolken als Wettervorhersage im Gebirge

Cirren wolken

Schon eine alte Bergsteiger-Weisheit beschäftigt sich mit dem Thema. "Bei Frauen und Cirren kann man sich irren", laut dieser Aussage aus alten Zeiten. Doch was steckt dahinter, bei diesen schleierhaften Wolken, die uns immer wieder Schlechtwetter versprechen sollen?

Cirren gehören zu der Gattung der hohen Wolken im obersten Stockwerk zwischen 7 und 12 Kilometern Höhe. Cirren, oder im Singular Cirrus genannt, kommt aus dem Lateinischen und steht für ein Haarbüschel. Mit dieser Bezeichnung kann man sich die Erscheinungsform der Cirren vorstellen. Es sind feine, isoliert leuchtende, zarte Fäden oder schmale Bänder mit seidigem Schimmer, deren Ränder meist durch Höhenwinde ausgefranst sind. Diese in extremer Höhe aus feinen Eiskristallen bestehende Erscheinung wird im Deutschen daher auch als Federwolke bezeichnet. Auch Kondensstreifen werden zu den Cirruswolken gerechnet. Sie entstehen durch heißen Wasserdampf, der infolge der Verbrennungsvorgänge in Triebwerksturbinen von Düsenflugzeugen entstehen. Damit wären wir auch schon bei der Relevanz für die Vorhersage des Wetters aufgrund der Cirren. Gelangt Feuchtigkeit in die Höhe, ähnlich wie bei den Triebwerken von Flugzeugen, bilden sich Cirren aus. Wird also durch das Herannahen einer Front Feuchtigkeit zugeführt, bilden sich im Vorfeld Cirren. Prinzipiell sind demnach vor jeder Front, egal ob Warm- oder Kaltfront, Cirren zu erwarten. 

Richtiges Verhalten im Gebirge
Wanderer

Richtiges Verhalten im Gebirge

Zu einer Tour in die Wildnis gehört die Durchquerung von Gebirgen, zudem sind Abstürze kleiner und größerer Flugzeuge im Gebirge leider keine Seltenheit. Ein Gebirge stellt Sie vor viele Probleme und birgt viele Gefahren, besonders wenn Schnee und Eis ins Spiel kommen. Stürme, Kälte, Lawinen und steile Hänge bergen so manche Gefahr, besonders wenn die Gruppe erschöpft ist. Setzen Sie sich diesen Gefahren nur aus, wenn sie wirklich müssen und der einzige Weg in die Sicherheit über die Berge und ins Tal hinabführt-Klettern kann riskanter sein, als auf Hilfe zu warten. Aber diese Entscheidung können Sie nur vor Ort treffen. 

Was einem erfahrenen Alpinisten wie ein einfacher Hang vorkommt, kann einem Neuling Furcht einflößen und gefährlich erscheinen. Und eins vorweg, der Abstieg ist schwieriger als der Aufstieg, weil Sie sich die Tritte für Ihre Füße nicht so gut aussuchen können wie bergauf.

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Wenn Sie steile schneebedeckte Hänge queren müssen und kein Seil und keine Bergsteigerausrüstung haben, schicken Sie das stärkste Gruppenmitglied voraus, wenn möglich mit einem spitzen Stock. Einen Hang zu queren ist einfacher, wenn Sie sich hangaufwärts auf einen Stock stützen können. Lehnen Sie sich aber nicht zu weit in den Hang-Sie, verlagern dadurch Ihren Schwerpunkt, und Ihre Füße können dadurch leicht abrutschen. Versuchen Sie stattdessen, so aufrecht wie möglich zu gehen. 

Einen Hang gehen Sie am besten im Zickzack hinab, dabei treten Sie Löcher oder Stufen, in denen Sie mit Ihren Fersen stehen. An den Wendepunkten ist ein kräftiger Stock zum Abstützen hilfreich. Wenn der Hang sehr steil ist, ist es leichter, rückwärts mit dem Gesicht zum Hang abzusteigen, graben Sie sich mit Fußspitzen und Händen dabei in ihn ein. Wenn Sie keine Handschuhe haben, nehmen Sie ein Paar Socken, um Erfrierungen zu vermeiden. 

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Seilsicherung, Gurtwerk, Seile
seilschaft am Hang

Seilsicherung, Gurtwerk, Seile

Felsnadel mit Pflanzen

Ohne die dementsprechende Ausbildung und die dazugehörige Ausrüstung ist ein Seil nur von begrenztem Wert. Sollten Sie sich zu sehr auf das Seil verlassen, kann es zu Unfällen kommen. Die Handhabung des Seils-mit Schwerpunkt auf dessen Gebrauch in Notfällen-sollte möglichst geübt werden. Dazu besuchen Sie am besten einen Kletterkurs einer renommierten Bergsteigerschule, bevor Sie ins Hochgebirge aufbrechen. Moderne Alpinisten verlassen sich nur selten auf das Seil allein-ihre Ausrüstung beinhaltet auch Gurtwerk, Karabinerhaken, Schlingen und Schutzausrüstung.

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Mit einem Seil um die Taille zu klettern ist nicht nur sehr unbequem, sondern bedeutet auch, dass sie ständig mit dem Seil verbunden sind. Da ist Klettergurtzeug die bessere Lösung, besonders für Kinder, ältere oder verletzte Mitglieder. Dieses Gurtzeug kann improvisiert werden, wie zum Beispiel aus Riemen, Gurten, Sicherheitsgurten aus einem Auto oder Flugzeug. Es sollte stark sein und so ausgelegt, dass der Befestigungspunkt oberhalb der Taille, also oberhalb des Schwerpunktes des Gesicherten liegt. Knoten oder Schlaufen in gewissen Abständen in ein Seil zu knüpfen, an denen man sich festhalten kann, kann für Neulinge im Gebirge sehr hilfreich sein. Beim Auf- und Abstieg an steileren Hängen können die Schlaufen sogar als eine Art von Stufen dienen, in die man die Füße steckt.

 

Karabinerhaken

Sollten Sie einen Karabinerhaken mit Schraubverschluss haben, können Sie sich sichern, indem Sie einen Gleitknoten verwenden. Er hat den Vorteil, dass Sie sich bewegen können, ohne dass Ihr Körper Teil der Seilsicherung ist. Wird er umgekehrt durch den Karabinerhaken gezogen, können Sie mit demselben Knoten Personen oder Ausrüstungsteile abseilen, die am Seil befestigt sind.

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Ein Seil kann Sie nur sichern, wenn es sachkundig befestigt wird. Dann können Sie es benutzen, um anderen beim Auf- oder Abstieg zu helfen. Dafür müssen aber die jeweiligen Befestigungspunkte stabil und sicher sein und mit einem Achterknoten gesichert werden. Der Sichernde hält das Seil um seine Taille und bremst somit einen Sturz durch die Reibung des Seils um seinen Körper. Das Seil zwischen Sicherndem und Gesichertem sollte beide so gerade wie möglich verbinden. Wenn geklettert wird, darf der Sichernde das Seil nicht nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Händen lassen. Bei einem Abstieg kann der Letzte am Seil hinabgleiten, wenn er die Abseiltechnik beherrscht. Wenn das Seil korrekt angebracht wurde, können Sie es für den späteren Gebrauch nach unten abziehen. Das Abseilen ist eine gefährliche Technik, besonders dann, wenn Sie nur ein Seil benutzen und keinerlei Erfahrung darin haben. Diese Technik ist nur für mäßig steile Abstiege geeignet und sollte nie an senkrechten oder überhängenden Felsen ausprobiert werden. Da die untere Hand die Abstiegs-Geschwindigkeit steuert, indem sie Reibung um den Körper erzeugt, versuchen Sie sie nicht mit der oberen Hand zu steuern. Polstern Sie auch Ihren Nacken, um Verbrennungen durch die Seilreibung zu vermeiden.

Bergsteiger auf einem Gletscher
Gletscherüberquerung
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Gletscherüberquerung

Image by NOAA

Aufgrund des Klimawandels werden Gletscher destabilisiert, bei ihrer Überquerung braucht es besondere Vorbereitung und spezielles Equipment.

 

Was sollten Sie wissen vor einer Gletschertour?

Wollen Sie eigenständig und verantwortungsbewusst eine Gletschertour durchführen, gibt es eine Menge an theoretischen Lehrstoff. Diese Aneignung von Wissen ist weder langweilig noch sonderlich schwierig. Für den Anfang brauchen Sie Basiswissen über die Berg- und Gletscherwelt, über Grundlagen der Seiltechnik, der Spaltenbergung und den Umgang mit der Ausrüstung wie Steigeisen und Pickel. Hinzu kommen Knotenkunde, Kenntnisse über alpine Gefahren, Orientierung und Wetterkunde. Es reicht nicht ein paar Apps herunterzuladen, ein echter Umgang mit echten Dingen wie mechanischen Kompass, Papierkarten und das Wetter der Region ist hier vordergründig gefragt. Das umfangreiche theoretische Know-how kann man sich natürlich nicht immer komplett merken. Das stellt aber kein Problem dar, sofern man ein gutes Lehrbuch zum Nachschlagen und Dazulernen zur Hand hat. 

Da die Anforderungen für eine Gletschertour nicht mal so im Handumdrehen zu erfüllen sind, ist ein mehrtägiger Hochtourengrundkurs die optimale Herangehensweise für die richtigen Berge. So ein Kurs sollte schon 5 Tage dauern, denn ein langes Wochenende reicht bei weiten nicht aus, um alle wichtigen Inhalte wirklich aufzunehmen. Wirklich effektiv ist es, wenn es direkt im Anschluss auf einer ersten leichten Tour praktisch angewendet wird und durch baldige und regelmäßige Wiederholung und Auffrischung verinnerlicht wird. Kurs kann man bei einer der vielen privaten Bergschulen oder beim Alpenverein belegen. Letzterer ist viel preiswerter, da sie ehrenamtlich durchgeführt werden, leider lassen sie sich nicht spontan buchen und setzen eine Vereinsmitgliedschaft voraus, die aber ebenfalls sehr preiswert ist und bei langfristigem Interesse an den Bergen zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Wie zum Beispiel das Ausleihen einer Ausrüstung beim DAV (Deutscher Alpenverein) gegen eine geringe Gebühr.

DAV Logo, Deutscher Alpenverein

Welches Material wird benötigt?

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Ein Seil, mindestens 50 Meter lang, 6-8 mm Durchmesser, mit guter Beständigkeit gegen Verschleiß und Feuchtigkeit. Jedes Mitglied der Seilschaft ist mittels eines Karabinerhakens mit Drehverschluss verbunden.

Eine 3-3,5 Meter lange Kevlar Reepschnur zur Verbindung mit dem Seil mittels eines selbst sichernden Prusik- oder Machard-Knotens.

Einen Kletterhelm, der ihren Kopf vor harten Aufschlägen schützt.

Eisschrauben zum zügigen Aufbau eines Sicherungsankers. 

Steigeisen und Eispickel ermöglichen durch die in den Boden eindringenden Zacken das sichere Gehen auf eisiger Oberfläche. Der Eispickel dient als Stütze zur Erleichterung und Stabilisierung des Auf- und Abstiegs, erleichtert den Durchstieg kurzer, steiler Abschnitte und kann zum Graben von Stufen in harten Eis benutzt werden. Wenn Sie vermuten, dass ein Gletscher Spalten aufweist oder tiefe Löcher beherbergt, die von Schneebrücken bedeckt sind, sollte die Gruppe sich anseilen, in einem Abstand von 7 bis 10 Metern am straff geführten Seil. Der Gruppenführer geht voran und prüft mit einem Skistock oder Eispickel den Schnee. Sollte ein Mitglied der Gruppe in eine Gletscherspalte fallen, lassen die anderen sich auf den Rücken fallen, stemmen ihre Fersen in den Schnee und versuchen so, den Sturz aufzufangen. Versuchen Sie mit jeglicher zur Verfügung stehender Technik den Gestürzten so schnell wie möglich aus der Spalte herauszuziehen. Verringern Sie die Reibung des Seils auf dem Eis, indem Sie es am Spaltenabbruch polstern. Steil abfallende Firn- oder Eisfelder sollten nie ohne Steigeisen und Eispickel durchquert werden. Wichtig ist auch die Gehtechnik auf Eis und Firn. Gehen gehört zu den Grundfähigkeiten des Menschen-die Fortbewegung in vergletschertem Gelände allerdings ist eine andere Liga. 

bergsteiger klettern im gletscher

Hier ist eine spezielle Technik erforderlich und auch Erfahrung im Einsatz von Hilfsmitteln wie Eispickel und Steigeisen erforderlich. Bei Letzteren gilt grundsätzlich: Man sollte so weit wie möglich auf Steigeisen verzichten. Das spart nicht nur Kraft, sondern mindert auch die Verletzungsgefahr bei einem Sturz. Wird der Firn jedoch sehr hart oder fehlt es an Schneeauflage und das blanke Eis kommt zum Vorschein-ist der Einsatz unverzichtbar.

Gletscherwanderung

Schrägaufstieg in moderaten Gelände

 

Das Gehen im Firn sollte je nach Steilheit des Geländes, Härte des Firns und Schuhsohle, Gehtechnik sowie innerer Sicherheit weitestgehend ohne Steigeisen erfolgen. Im Firn kann man auf unterschiedlichste Art und Weise vorankommen. In moderat steilen Gelände wählt man den Schrägaufstieg in Serpentinen quer zum Hang. Hier geht man mithilfe des Sichelschlags; man schlägt mit der Sohlenkante seitlich Tritt kerben in den Schnee. Die Tritt kerben sollten leicht Hang einwärts geneigt sein, damit Sie nicht herausrutschen. Für ein sicheres und kraftsparendes Gehen sollten Sie die Kerben möglichst tief einschlagen und nicht zu große Schritte machen. Wichtig ist es auch, dass Sie erst Gewicht auf die Stufe bringen, wenn sie stabil genug erscheint.

Eisklettern

Vertikaler Aufstieg in steilen Gelände

In Steilstücken steigt man hingegen vertikal zum Hang auf. Die Beinstellung sollte immer hüftbreit sein, und Ihr Oberkörper aufrecht bis leicht nach vorn zum Hang gebeugt und die Tritthöhe gering. Die Schuhspitzen werden vertikal in den Hang gestoßen, mit leicht hangabwärts geneigter Sohle. Diese Technik ist anstrengend und sollte nur auf kurzen Teilstücken angewandt werden.

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