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Der Wald im Wechsel der Jahreszeiten

Frühlingsgefühle, Sommersonne, Herbststürme, weiße Weihnachten: Mit den Jahreszeiten verbinden wir meist typisches Wetter und bestimmte Aktivitäten. In der schönen Natur ist es ähnlich. Doch für Tiere und Pflanzen sind die Jahreszeiten noch wichtiger. Für sie kann es lebenswichtig sein, welche Temperaturen im Frühjahr herrschen oder wieviel Regen im Sommer fällt.

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wald-im-gebirge

Inhalt:

- Frühling im Wald

- Sommer im Wald

- Herbstlicher Wald

- Schöner Winterwald

 Frühling im Wald - Die Natur erwacht
sonne scheint im wald bäume, lila

 Frühling im Wald-Die Natur erwacht

Anemonen im Wald

Im Wald ist ganz schön was los! Besonders jetzt im Frühling, wenn die Tiere aktiver, die Bäume grüner werden und die ersten Blumen blühen. Leider wachsen viele Menschen fernab vom Wald auf und kennen ihn als Erlebnisraum gar nicht. Dabei bietet er sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene Freizeitaktivitäten, Erholung und die sprichwörtlich „gute Waldluft“. Ob Buschwindröschen, Buchfink oder Borkenkäfer, die Natur erwacht und im Wald gibt es allerlei zu sehen, zu hören und zu entdecken. Als Blumenfan werden die Menschen den waldtypischen Frühjahrsblühern auf der Spur sein. Man kann die Entwicklungen im Wald über den Frühling hinweg nicht nur sehen, sondern auch riechen und hören.

Image by Johannes Plenio
waldwiese mit blumen

Der frische, süße Duft der Frühblüher Birke, Buchen und Weide ist zu riechen, sowie das Platzen der Zapfen im Kieferwald. Der Specht hackt mit seinem Schnabel gegen den Baumstamm, um sich dort sein Frühjahrsnest zu bauen und die Vögel bieten ein wunderbares Konzert. Die fröhlichen Darbietungen der Waldvögel, deren Gesang von uns angenehm melodisch empfunden wird, lässt den Verdacht aufkommen, er könne ein Ausdruck von Lebensfreude sein. Der gesamte stimmliche Aufwand ist weitgehend zweckbestimmt. Er dient nicht unserer Erbauung, sondern der Revierbesetzung und Abgrenzung, eine zweifellos sinnvolle Funktion, die gleichzeitig garantiert, dass nicht zu viele Individuen mit den gleichen ökologischen Ansprüchen auf zu engem Raum leben.

Rotkehlchen auf einem Ast mit Blaettern

Kaum kündigt sich das Frühjahr mit zunehmenden Tageslängen und kräftigen Sonnenstrahlen an, ist es auch schon aus mit der Winterruhe der Knospen. Sie treiben aus und setzen ihr monatelang behütetes Innenleben gleichsam an die frische Luft. Nur knapp zwei Wochen benötigen die winterkahlen Gehölze bis zur vollständigen Wiederbegrünung-wenn die Temperaturen stimmen. Die wirksamste Entwicklungshilfe leistet nämlich die Sonne. Die längeren Tage können die eventuell fehlenden Temperaturen nicht ausgleichen. Sollte der April also mit Minusgraden aufwarten, geht die Begrünung etwas langsamer voran. Ein warmer Frühlingstag mit etwa 15° Celsius oder mehr vollbringt dagegen wahre Wunder. Die Knospenöffnung der Gehölze, die aus der Winterruhe erwachen, ist zweifellos der auffälligste Entwicklungsschub, der sich vor unseren Augen abspielt.

Pflanze -Blueten

Licht und Wärme sind äußere Entwicklungsfaktoren, die die Blattentfaltung steuern. Daneben müssen aber auch die inneren Voraussetzungen stimmen. Entwicklung und Leben benötigen vor allem Wasser. Während der winterlichen Kälte wäre ein zu hoher Wassergehalt der Gehölze gefährlich. Sie mussten daher aus Gründen von Frostschutz und Gewebesicherheit die Wasserzufuhr drosseln und dazu auch ihre Wasserverbrauchenden Blattorgane ablegen. Jetzt im Frühjahr wird der umgekehrte Weg beschritten. Bevor der Laubaustrieb einsetzen kann, müssen die inneren Wasserleitungen der Gehölze und alle Zapfstellen für den künftigen Sommer rasch auf volle Kapazität gebracht werden. Wenn die Stoffreserven eines Waldbaumes im Frühjahr mobilisiert und umgesetzt werden, entsteht durch Veratmung ständig Stoffwechselwasser. Dieser Prozess verstärkt sich sogar selbsttätig: Je rascher die Atmung im Gewebe in Gang kommt, umso mehr Wasser wird auch zur Verfügung stehen. Eine ganze Kaskade von Abläufen und Stoffwechselleistungen ist also schon im Betrieb, noch ehe man eine Spur von Laubaustrieb und frischen Grün erkennen kann.

Baumskizze

Mit dem Anlaufen der komplizierten Stoffwechselmaschinerie in Baum oder Strauch sind gleichsam die Weichen für alle anderen Lebenstätigkeiten gestellt. Sobald reichlich Wasser zur Verfügung steht, pumpen sich die anfangs noch recht trocken in der Knospenhülle liegenden Blätter so richtig voll mit Wasser. Mit dieser Wasseraufnahme schwellen die Winterknospen sichtlich an. Bei den meisten Gehölzen verlängern sie sich in dieser Phase auf mehr als das Doppelte, während ihr Volumen sogar um den Faktor acht bis zehn zunimmt. Diese Wasseraufnahme ist nicht mehr umkehrbar, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch einmal eine Kälteperiode mit Nachtfrösten einsetzen sollte. Zum Glück sind jedoch die startenden Sommerblätter in den Knospen viel weniger kälteempfindlicher, als gewöhnlich angenommen wird. Schließlich ist es so weit, das junge Grün bricht hervor. Die abschottenden Knospenhüllen werden von den wachsenden Blättern nämlich nicht einfach weggesprengt, weil von innen ein großer Druck aufgebaut wurde. Die Sache vollzieht sich erheblich behutsamer. Bevor sich ein Blatt aus seinem Winterversteck hervordrängt, haben sich auch die einzelnen Knospenschuppen merklich gestreckt und verlängert. Der anfangs noch rundum verschlossene Verband der braunen, etwas hornigen und ziemlich steifen Schuppenblätter der Knospenhüllen wachsen sogar noch ein Stück mit, wie man an ihrer bleichen und wachsweichen Basis erkennen kann. So wird der Weg für das eigentliche Blattwerk frei. Blattknospen verhalten sich exakt so wie eine noch geschlossene Blüte. Die schützende Verpackung schert beim Austrieb zur Seite weg und schafft somit freie Bahn für die neuen Blätter und den jungen Treibzuwachs.

Knospe -kastanie-junge blaetter

Bunt gedeckter Boden

 

Lange bevor sich das Kronendach der Bäume mit frischem Laub begrünt, herrscht am Waldboden bereits Hochbetrieb. Weitreichende Blütenteppiche breiten sich dort zu einem Zeitpunkt aus, wo in den angrenzenden Wiesen und Fluren praktisch noch tiefer Winterschlaf herrscht. Der Laubwald erlebt seinen eigentlichen floristischen Höhepunkt lange vor dem Blattaustrieb. Vor allem die etwas feuchteren Stellen in Bodensenken oder an den abfallenden Ufern der Waldbäche werden gerne von ausgesprochenen Frühstartern besiedelt. Etwas trockener geht es gewöhnlich an den Standorten des weißblütigen Buschwindröschens zu, das den Boden oft mit tausendfachem Blütenmeer überzieht. Seine gelb blühenden Verwandten, das Gelbe Buschwindröschen, bildet zwar ebenfalls ansehnliche Bestände, kommt aber im Ganzen wesentlich zerstreuter vor. Schließlich steuern die Hahnenfußgewächse, zu denen diese Arten gehören, mit dem aparten Leberblümchen auch noch blaublütiges zum Aspekt des Waldbodens bei. Ausgesprochen hübsche Erscheinungen unter den frühblühenden Arten der Laubwälder sind die Lerchensporn-Arten mit ihrem reinweißen, lilafarbenen oder grün-purpurnen Blüten.

Weisses Buschwindröschen - Das Buschwindröschen zählt zu den einheimischen Frühblühern, seine sternförmigen Blüten werden bis 4 cm groß. Buschwindröschen blühen in Blau, Gelb und Lila. Wie ihr lateinischer Name Anemone nemorosa verrät, gehören die Buschwindröschen, von denen es weltweit mehr als 120 Arten gibt, zu den Windröschen. Alle kommen auf der Nordhalbkugel vor und bevorzugen den Halbschatten von Bäumen und Hängen.

Weisses Buschwindröschen - Das Buschwindröschen zählt zu den einheimischen Frühblühern, seine sternförmigen Blüten werden bis 4 cm groß. Buschwindröschen blühen in Blau, Gelb und Lila. Wie ihr lateinischer Name Anemone nemorosa verrät, gehören die Buschwindröschen, von denen es weltweit mehr als 120 Arten gibt, zu den Windröschen. Alle kommen auf der Nordhalbkugel vor und bevorzugen den Halbschatten von Bäumen und Hängen.

So farbig wie jetzt wird der Waldboden im Jahresverlauf nie mehr sein. Die frühblühenden Pflanzen im Laubwald sind allesamt ökologische Spezialisten. Sie haben ihren Entwicklungs- und Blührhythmus exakt auf einen Zeitraum eingerichtet, wo es einerseits nicht mehr so kalt, auf der anderen Seite aber auch noch nicht zu dunkel ist. Wenn die Frühjahrssonne durch die noch kahlen Baumkronen scheint, erwärmt sich der dunkle Waldboden rascher als die Luft. Auch das locker geschichtete, braune Laub schluckt die wärmenden Strahlen der Sonne, so es hier bis zu 20° Celsius werden kann. Für die Waldbodenpflanzen bedeutet das eine extra Zuteilung an Wärme. In erstaunlich kurzer Zeit können sie daher ihre Blätter und Blüten entfalten. Ein weiteres Anpassungsmerkmal kommt ihnen dabei zur Hilfe. Alle Frühjahrsblüher des Waldbodens besitzen unterirdische Speicherorgane mit enormen Stoffreserven.  Während andere Pflanzen in den ersten Frühlingswochen zunächst einmal günstige Außentemperaturen abwarten müssen, um Stoffe für Wachstum und Entwicklung zu produzieren, können die bunten Frühblüher ans Eingemachte gehen. Bei Märzenbecher, Goldstern und Bärlauch finden sich Zwiebeln als Nährstoffreserven. Leberblümchen, Anemonen, Lungenkraut oder Salomonssiegel besitzen kriechende Wurzelstöcke, sogenannte Rhizome. 

Sommer im Wald
wald sonnendurchflutet

Sommer im Wald

Image by Visual Karsa

Der Sommer ist die wärmste der vier Jahreszeiten. Da der Höhepunkt der Licht- und Wärmeintensität erreicht ist, produzieren Pflanzen und Tiere das Maximum an Stoffen. Im Sommer hat das Leben im Wald Hochsaison. Die Tage sind lang und alles wächst und blüht. Der Sommer ist auf Wiesen und Wäldern die Zeit des Überflusses und der Fortpflanzung. Der Wald im Sommer ist sehr funktional. Er bietet zahlreichen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum, das gehört zu den naheliegendsten, aber auch wichtigsten. Mehrere Tausend verschiedene Tierarten und Pflanzenarten finden im Wald ihre Heimat. 

Warme Temperaturen beleben ebenso die Tierwelt. Insekten sind jetzt besonders aktiv: Bienen sammeln Nektar, Ameisen durchkämmen die Umgebung nach Nahrung, Zecken suchen nach Wirten und Raupen fressen sich durch das Unterholz. Küken zahlreicher Vogelarten schlüpfen noch während des Sommers, weil jetzt das üppigste Nahrungsangebot besteht. Wechselwarme Tiere, zu denen Amphibien und Reptilien gehören, sind sogar auf die Wärme der Sonne angewiesen. Während der Sommermonate suchen sie aktiv nach Nahrung und einem Fortpflanzungspartner.

Egal ob im Laub- oder Nadelwald, ein Wald ist immer eine ziemlich geschlossene Gesellschaft. Nach dem ekstatischen Blühen im Frühling geht es im Wald sichtlich einfarbiger und ruhiger zu. Am naturbelassenen Waldrand fällt die hochwüchsigkeit des Baumbestandes über mehrere Etagen bis auf die Höhe des relativ niedrigen Bewuchses auf. Vor den höchsten Baumkronen von Buchen und Eichen oder anderen Bäumen baut sich eine Galerie von Bäumen mit geringer Wuchshöhe auf, die meist auch größere Ansprüche an die Lichtverhältnisse stellt. Ulmen wird man da ebenso antreffen wie Hainbuchen, Spitzahorn oder Feld-Ahorn. Weiter zum Rand hin folgen Großsträucher wie Hartriegel, Weißdorn oder Holunder. Mit Faulbaum, Pfaffenhütchen oder Liguster übernehmen kleinere Straucharten die tiefere Ummantelung des Waldrandes. Und mit Brombeeren oder Wildrosen wird der Zugang zum Wald gleichsam versiegelt. Für eine farbenfrohe Blütenpracht sorgen zahlreiche Kräuter und Stauden, vom Ampfer oder Beinweil bis zu Weidenröschen oder Zotten-Wicke.

Ohne lenkende Eingriffe, wie sie durch Ackerbau ausgehen, würde sich das so schön in Höhe und Tiefe gestaffelte Waldrandsystem im Maßstab von vielen Jahren nach und nach immer weiter nach vorn verlagern und die Gehölz freien Flächen erobern. Feldbestellung oder Beweidung verhindern allerdings die schrittweise Rückeroberung der ehemaligen Waldstandorte, die sonst sofort einsetzen würde. 

Das Glück der Vielfalt

Im engen räumlichen Neben- und übereinander eines Waldrandes im Sommerwald, entwickeln sich natürlich zahlreiche Kleinstrukturen, die exakt auf die Lebensraumansprüche der unterschiedlichsten Tiere passen. Wo der Wald endet, erwartet man vielleicht nur eine verarmte Waldfauna, die von der Tierwelt des offenen Kulturlandes allmählich abgelöst wird. Diese Übergänge bestehen, aber sie gestalten sich völlig anders. Am Waldrand trifft nämlich der größte Teil der Wald-, Saum-, Hecken-, Acker-, Wiesen- und Bruchlandfauna zusammen. Entsprechend lebhaft geht es hier zu, den nicht Trennung, sondern Überlagerung kennzeichnen die Randgruppen-Lebensgemeinschaft im gemeinsamen Grenzstreifen. Hasen, Fuchs und Igel sieht man regelmäßig. Feld- und Waldmäuse und Eidechsen sowie Kröten und verschiedene Schnecken sind hier zu Hause. Hier nisten Hummeln, Spinnen bauen ihr Netz, Schmetterlinge naschen von den Blüten.

Herbstlicher Wald
herbstwald

Herbstlicher Wald

Baumkronen | Wald

Im Herbst raschelt es beim Wandern durch den Wald unter den Schuhen. Der Herbst ist gekommen und die Bäume werfen ihr Laub ab. Manches Laub wird welk und braun. Anderes lässt die Bäume aufflammen und verwandelt Laubwälder in betörend bunte Landschaften. Birken, Ahorn, Buchen und Weinlaub etwa entzünden ein wahres Laubfeuerwerk. Im Herbst fallen die Blätter von den Bäumen, die Tiere fressen sich Winterspeck an, Vögel machen sich auf den Weg in den Süden-in der Natur ist ganz schön was los. Aber wussten Sie auch, wohin das ganze Laub verschwindet, wie sich Schnecken vor der Kälte schützen? 

Als sommergrüne Laubbaumarten, sind unsere Bäume nicht in der Lage, ihre Blätter über den Winter weiterzunutzen. Sie haben keine Mechanismen entwickelt, um der Kälte etwas entgegenzusetzen – außer dem Laubabwurf. Ein sommergrüner Baum erfriert oder vertrocknet, wenn seine Blätter nicht abfallen. Denn über die Blätter verdunstet der Baum Wasser. Wenn aber der Boden gefroren ist und der Baum kein Wasser nachschießen kann, vertrocknet bzw. verdurstet er.

Hainbuche

Deshalb entwickelt die Pflanze Phytohormone und sendet diese zu den Blattstielen. Dort bewirken die Phytohormone, dass sich ein Trenngewebe bildet. Dieses Trenngewebe verkorkt und die Blätter fallen ab.

Manche Bäume behalten ihre vertrockneten Blätter bis in den Frühling hinein. Dazu gehören neben der Hainbuche auch unsere beiden Eichenarten. Bei diesen Bäumen bildet sich kein Trenngewebe, sondern sogenanntes Thyllen. Thyllen sind ein wuchernde Parenchymzellen, die die Nährstoffbahnen der Pflanze verstopfen. Deshalb können die Phytohormone nicht mehr zu den Blattstielen vordringen. Es bildet sich keine Trennwand. Das Abschalten des Stoffwechsels im Blatt und die Vorbereitung zum Abwurf sind Leistungen, die natürlich nicht von heute auf morgen zu erledigen sind. Sie müssen fest im Lebensrhythmus der Gehölze verankert sein. 

Am Waldboden sammelt sich in jedem Herbst aufs Neue eine Schicht aus Falllaub an. Eigentlich müssten sich auf dem Waldboden gewaltige Mengen an Wald Laub auftürmen. Tatsache ist aber, dass sich dort immer eine überschaubare Laubmenge befindet. Die tote organische Substanz bleibt offenbar nicht unverändert auf dem Waldboden liegen. Vielmehr macht sich schon bald ein Heer von Bodenarbeitern darüber her und baut die tote Biomasse langsam ab. Ständig ist am Waldboden und unter dem Laub eine immense Anzahl von Untergrundarbeitern am Werk. Regenwürmer, Schnecken, Asseln und viele andere Kleintiere leben am oder im Boden und von den immer wieder anfallenden Abfallstoffen. Hinzu kommt eine beträchtliche Anzahl von Tieren, die sich räuberisch ernähren und Jagd auf die Bodenarbeiter machen. So finden sich Spinnen, Weberknecht oder Hundertfüßer ein, die indirekt von der Abfallbeseitigung leben. Die mit bloßem Auge noch gut oder vielleicht nur gerade noch erkennbaren Laubstreu- und Bodenorganismen sind nur ein Teil der Waldbiologie. Hinzu kommen noch die riesige Menge an Mikroorganismen, die im Boden ebenfalls vom Abbau organischer Altstoffe leben. Unter jeder Handbreit Waldboden leben mehr Bakterien, als es jemals Menschen auf der Erde geben wird-etwa 1000 Milliarden. Außerdem wären da noch ein paar Milliarden Strahlenpilze, etwa eine Milliarde Pilze und eine Million Bodenalgen neben 500 Milliarden Flagellaten, 100 Millionen Amöben und etliche Millionen Wimpertier. Unter einem Hektar Waldboden leben bis zu vier Tonnen Bodenorganismen. Sie setzen einmal im Jahr bis zum Dreifachen ihres Eigengewichts an Bodensubstanz um. 

pilze am baumstumpf und laub

Bei ihrer Arbeit gehen die Bodenorganismen zunächst einmal an die mechanische Zersetzung der pflanzlichen oder tierischen Überbleibsel. Andere Verwerter sorgen für eine Zersetzung des Bestandsabfalls mit chemischen Mitteln. Bodenbakterien und Pilze sind wahre Meister dieses Vorgangs. Wertvolle mineralische Bestandteile, die zunächst noch im organischen Abfall gebunden sind, werden wieder freigesetzt und sind somit für neuen Pflanzenwuchs verfügbar. Durch diese Arbeit der Bakterien und Pilze finden im und am Waldboden ein perfektes Recycling statt. So bleiben die Stoffkreisläufe in Gang. Anderseits entstehen beim Abbau auch bestimmte Substanzen, die nun Substanzen wie Mineralsalze oder Spurenelemente aus dem jeweiligen Gestein herauslösen. Durch Vernetzungen und Wechselwirkung sind mineralischen Ausgangsstoffe, die toten organischen Bestandteile und die davon lebenden Bodenorganismen immer miteinander verbunden. So ergänzt der Boden unter der ständigen Mitwirkung von Humus und Bodenorganismen seine Nährstoffvorräte immer wieder. Gleichzeitig sorgt das vielgestaltige Waldbodenleben auch für eine bessere Bodenstruktur. Zweimal im Jahr werden im Wald der »Nachwuchs« der Pflanzen verstreut. Im Frühjahr oder Frühsommer sind es Blütenpollen die durch die Luft segeln, im Herbst dagegen sind es Samen und Früchte. Was im Frühjahr vom Wind und Insekten vollzogen wird, übernehmen im Herbst engagierte Tiere wie z. B. der Eichelhäher oder Wildschweine.

Eine zweifellos gelungene Lösung der Natur sind unter anderen die Flügelfrüchte unseres Ahorns. Sie arbeiten nach dem Prinzip des Schraubenfliegers. Vergleichbare Vorrichtungen finden sich auch bei der Esche. Nachdem sich die Einzelfrüchte aus dem Fruchtstand gelöst haben, stürzen sie im Sinkflug in die Tiefe, beginnen aber etwa nach 40 cm Flug sich zu drehen. Das Rotorblatt an der Frucht hat also die Aufgabe, den freien Fall zu verzögern, und darauf kommt es an. Da es optimaler für die Frucht ist eine freie Besiedlung fähige Fläche zu treffen. Praktischerweise lösen sich die Schraubsegler erst dann vom Baum, wenn es windig ist. Nach demselben Verfahren haben sich auch die Segelsamen der Nadelgehölze. Wenn man einmal die Propellerprofile der Samen von Esche und Fichte vergleicht, wird man erstaunliche Übereinstimmungen feststellen. Die Schwergewichte unter den Samen und Früchten der Waldbäume, wie Kastanien, Bucheckern und Eicheln haben keine großen Erfolgschancen sich über dem Luftweg zu verbreiten. Sie gehören zu der Gruppe der Fallfrüchte, die auf tierische Mithilfe angewiesen sind. Vögel und eine ganze Reihe an Säugetiere machen sich über diese Früchte her. In jedem Herbst legen sie bis eintausend Verstecke mit mehreren Früchten an. Natürlich werden im Winter diese Verstecke aufgebraucht, aber auch teilweise geraten sie in Vergessenheit. Dann keimen die betreffenden Samen und Früchte aus und sorgen auf diese Weise für Pflanzennachwuchs. Der Sammeltrieb der Tiere, die sich winterliche Futtervorräte anlegen, kommt der Verbreitungsstrategie der Gehölze somit sehr gelegen.   

wildschweine

Pilze im Herbstwald

Jeder kennt sicher die breitkrempigen, oft auch sehr farbenfrohen Schirme der Pilze. Egal wie man sie betrachtet, sie tanzen irgendwie aus der Reihe. Die Probleme beginnen mit ihrer Einordnung! Viele Botaniker machen es sich da sehr einfach und vereinnahmen die Pilze kurzerhand für das Pflanzenreich, zwar als Sonderlinge, aber gleichberechtigt neben Algen, Farne und Moosen. Man kann an den Pilzen viele interessant Merkmale feststellen, aber es gibt nicht eine einzige Ähnlichkeit zu den Moosen und Farnpflanzen, von den übrigen Pflanzen ganz abgesehen. Erstaunlicherweise gibt es eine ganze Anzahl biochemischer Merkmale, in denen die Pilze vom Pflanzen- zum Tierreich umzusiedeln. Die moderne Biologie neigt daher dazu, die Pilze als völlig selbstständige Gruppe zu betrachten. Es gibt also auf der Erde also nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern als zusätzliches Reich höherer Lebewesen auch noch die Pilze. Was wir von dem Pilz sehen ist nicht viel mehr als sein Fortpflanzungsorgan. So wie ein Apfel ja auch nur ein Teil des viel größeren Lebewesens Apfelbaum darstellt, zeigen sich die Hüte, Keulen, Becher oder anderer abenteuerlichen Pilzformen immer nur dann, wenn Fortpflanzung angesagt ist. Das eigentliche Lebewesen Pilz bleibt unsichtbar im Boden verborgen. Es besteht aus einem weitverzweigten, dünnen und feinen Geflecht aus Fäden und Hyphen, das die meiste Zeit im Verborgenen lebt. Faszinierend finde ich, dass ein Pilz das größte Lebewesen der Erde ist. Der dunkle Hallimasch lebt in einem Nationalpark in Oregon, dem Malheur National Forest, er bedeckt eine Fläche von etwa 9 Quadratkilometer und wurde erst im Jahr 2.000 entdeckt, und ist etwa 2.400 Jahre alt. Besonders auffällig ist es beispielsweise beim Hallimasch, dessen strangförmiges, dunkles Myzel an plattgedrückte Fäden erinnern. Normalerweise kann man ein Pilzmyzel nicht einer bestimmten Pilzsorte zuordnen. Für die Artbestimmung sind immer die viel merkmalsreicheren Fruchtkörper erforderlich. Die Pilzfruchtkörper entstehen immer nur dann, wenn die Fäden wachsender Pilzgeflechte irgendwo aufeinandertreffen und miteinander verschmelzen.  

Pilze

Durch die Begegnung kann dann ein sogenannter Hexenring entstehen, eine ringförmige Ansammlung vieler Pilzfruchtkörper, die früher die Fantasie und der Aberglaube befeuerten. Selbstverständlich wachsen viele Pilze dort, wo es besonders feucht ist, wie in Mooren oder Heidegebieten, aber sogar auch in manchen Sanddünen von Küstenregionen. Aber die meisten Pilze kommen in Wäldern vor und das ist auch gut, da viele Pilze ein besonders inniges Verhältnis mit Bäumen eingehen. In dieser Kooperation ist es ein Geben und Nehmen. Pilzhyphen umgarnen als dichtes Geflecht die Enden der Feinwurzeln der Bäume und bilden mit ihnen eine festgefügte Symbiose. Die Pilze werden von den Baumwurzeln mit organischen Stoffen versorgt, die von den grünen Blättern herantransportiert werden. Dafür helfen die Pilze den Bäumen umgekehrt bei der Wasser- und Mineralstoffaufnahme. Dieses Betriebssystem nennt man Mykorrhiza. Dies ist für die Bäume im Wald Überlebensnotwendig, da sie nur mithilfe der kleinen Boden- und Wurzelpilze Nährstoffe aufnehmen können. Nicht alle Pilze lassen sich auf bereitwillig mit beliebigen Baumarten ein. Daraus erklärt sich die bei Pilzsammlern längst bekannte Tatsache, dass manche Pilzarten nur unter bestimmten Bäumen gefunden werden können. Aber nicht alle Pilze sind Partner der Bäume. Eine große Menge Pilzarten stürzt sich in weniger friedlichen Absichten auf Bäume, es sind Parasiten und sie versuchen, ohne Gegenleistungen möglichst viel für sich abzuzweigen. Andere Pilze haben es auf totes Material abgesehen, z. B. auf Totholz oder andere Abfälle. Sie übernehmen im Ökosystem Wald die wichtige Aufgabe, die abgestorbene Biomasse zu zersetzen und wieder in ihre Grundstoffe zu zerlegen um zu remineralisieren. Pilze sind somit sehr wichtig im Stoffrecycling, ohne das kein Ökosystem auf Dauer überleben würde. Aber auch bei der Besiedlung von Totholz sind viele Pilzarten wählerisch. Manche Pilzarten wird man daher nur auf Laubholz antreffen, andere wieder nur auf totem Nadelholz.

pilze am baumstumpf mit spinnennetz
Schöner Winterwald
Schöner Winterwald
Verschneiter Wald

Im Winter wird es ruhig im Wald und verwandelt sich in einen zauberhaften Märchenwald. Viele Spuren sieht man beim Wandern durch den verschneiten Winterwald. Für viele Tiere wie dem Igel, Dachs und der Fledermaus ist die Zeit vom Herbst bis zum Frühjahr eine einzige sehr lange Nacht, die sie im Winterschlaf verbringen. Ihr Winterschlaf unterscheidet sich aber erheblich von dem Schlaf, den wir Menschen kennen, da sie dabei ihre Lebensfunktion herunterfahren. Der Herzrhythmus verlangsamt sich auf nur wenige Schläge pro Minute, ihr Atem steht fast still, und ihre Körpertemperatur sinkt fast auf Umgebungstemperatur herab. In diesen Zustand, haben die Winterschlafenden Tiere nur sehr wenig Energie. Daher können sie auf Nahrungsaufnahme verzichten und zerren von den Reserven, die sie sich im Sommer angefressen haben. Die Tiere im Wald sind von Natur aus an den Winter angepasst. Mit der Kälte kommen sie wegen ihres dichten Winterhaares gut zurecht. Nahrungsengpässe überstehen sie, weil sie von ihren Fettreserven zehren und ihre Körper in einen Energiesparmodus versetzen. Jede unnötige Störung zehrt aber an den Kräften und verbraucht sehr viel Energie. Der Wald kennt keine Winter-Tristesse, das Gegenteil ist der Fall, auch in der kalten und kahlen Jahreszeit verwöhnt er den Wanderer mit seinen schöpferischen Offenbarungen.

Während uns im Frühjahr, Sommer und Frühherbst das rauschende Blattwerk unserer heimischen Waldbäume fasziniert, so ist es im Winter ihre archaisch anmutende Wuchsform, die unser Auge in Bann zieht. Aber der Winter gilt nicht als Hochsaison für erlebnisreiche Naturbeobachtungen, denn die Natur hat sich nun einmal im Herbst mit einem farbigen Finale verabschiedet, um bis zum Blütenrausch des nachfolgenden Frühlings weitgehend auszuruhen. Die Tiere hinterlassen in ihren Lebensräumen eine Vielzahl an Spuren ihrer winterlichen Tätigkeit, nicht nur in Gestalt von Spuren auf dem Waldboden, sondern auch mit Fraßspuren, Futter- und Beuteresten, Nahrungsvorräten und Losungen. Oft kann man sie gar nicht übersehen im verschneitem Winterwald. In anderen Fällen muss man ein geschultes Auge haben, um sie zu bemerken. Aber immer erfährt man was über die Nahrungsauswahl und Fressgewohnheiten der Tiere. Aber es nicht so, dass man jedoch die Tiere des Waldes häufiger zu Gesicht bekommt, weil sich der Winterwald offener gestaltet als im restlichen Jahr. Am ehesten trifft man Vögel an. Sie sind überwiegend tagaktiv, auch während der kalten Jahreszeit. Unsere Meisen, Eichelhäher oder den Schwarzspecht kann man mit einiger Übung kann man gut an ihren Lautäußerungen auseinanderhalten.

Säugetiere sind dagegen überwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv. Selbst wenn in einem Wald viele verschiedene Arten vorkommen, die keinen Winterschlaf halten, sind sie kaum zu sehen. Außerdem markieren die meisten Säugetiere ihre Reviere im Winter nicht, mit lauten wie die Vögel. Naturfreunde müssen sich deshalb auf die Spurensuche begeben, um manch scheues Wild zu sehen. Erfahrene Spurenleser können anhand der Trittsiegel und Spuren viele verschiedene Einzelheiten entnehmen, wie Art, Geschlecht, Alter und Gewicht der Tiere. Relativ einfach ist es die Spuren von Vögeln oder Säugetiere zu unterscheiden und Säugetiere, die auf Pfoten laufen, hinterlassen eine andere Spur wie Huftiere. Außer Trittspuren gibt es im Wald eine Menge Fraßspuren größerer und kleinerer Tiere. Gut zu erkennen sind vorwiegend die Rupfungen von Greifvögeln. Greifvögel, die am Tage ihre Beute erlegen, fressen sie an Ort und Stelle. Sperber wählen dafür vornehmlich Waldlichtungen aus. Dort finden sich dann Ansammlungen von Federn, Knochen und Schnäbeln. Dagegen wählen Habichte ihren Rupfplatz eher zufällig aus. Raubtiere beißen meist die Federn ihrer Beute glatt ab. Eulen würgen dagegen die unverdaulichen Reste ihrer Beute wieder aus. Dabei werden Haare, Federreste, Knochen und Krallen im Vogelmagen zu einer Masse geformt und durch den Schnabel wieder ausgeworfen. Beim Mäusebussard sind es überwiegend Fellreste seiner Beutetiere, er verdaut erstaunlich gut Knochen in seinem Magen.

Die Tiere bekommen im Winter ein Winterfell, damit sie nicht erfrieren. Im grauen Winterhaar der Rehe sind statt Farbstoffen Luft eingelagert, die zusätzlich zum Fell isolieren soll. Die dunkle Winterschwarte der Wildschweine sammelt die Sonnenwärme und besteht unter den steifen Borsten aus dichtem und wärmendem Unterhaar. Äußere Körperpartien des Rotwildes werden zum Energiesparen weniger durchblutet als das Körperinnere. Vögel plustern sich auf und isolieren durch den „Luftmantel“ im Gefieder ihre Körpertemperatur von der kalten Umgebungstemperatur. Viele Tiere scharren Futter unter dem Schnee frei und werden mithilfe der Menschen bei Futterkrippen im Wald mit Heu und Eicheln gefüttert. So wie sich die Natur zurückzieht, sollten auch wir uns etwas besinnen, abseits von Hektik und Stress.

reh pärchen im schnee
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