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fluss mit sandbank und Bäumen

Der Nationalpark Unteres Odertal

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Am Unterlauf der Oder, im Nordosten von Brandenburg liegt der Nationalpark Unteres-Odertal, der 1995 gegründet wurde. Seine Gesamtfläche umfasst 10.323 Hektar. Auf der deutschen Seite wird er umschlossen von dem Landschaftsschutzgebiet Nationalparkregion Unteres Odertal, der eine Fläche von 17.774 Hektar hat. Zusammen mit dem Landschaftsschutzpark Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry (Fläche etwa 6000 Hektar) und dem Zehdener Landschaftsschutzpark (30.850 Hektar) bilden sie eine räumliche Einheit. Die Flüsse und Auenlandschaften bieten einen optimalen Lebensraum für Biber und Zugvögel. Besonders Weißstörche kommen häufig vor, die auf den Dächern der umliegenden Ortschaften brüten. Es haben sich in letzter Zeit Fischotter, Wiesenweihen und der Seeadler angesiedelt. Die flache Topografie des Nationalparks ist wie geschaffen für Wandere(in) und Radfahrer, so kann man die ursprüngliche Natur ungestört erleben.

Lageplan nationalpark unteres odertal
flusslandschaft

Naturschutz ohne Grenzen

 

Natürliche Flussauen wie das untere Odertal sind selten geworden und gehören zu den am stärksten bedrohten Landschaften in Europa. Deshalb vereinbarten Polen und Deutschland 1992 die Schaffung des grenzüberschreitenden Schutzgebietes >>Internationalpark Unteres Odertal<<. Nach der Gründung der polnischen Landschaftsschutzparks im Jahre 1993 konnte im Juni 1995 das Gesetz zur Errichtung des Nationalparks Unteres Odertal vom brandenburgischen Landtag beschlossen und 2006 novelliert werden. Erstmals wurde damit das untere Odertal auf einer Fläche von 118.000 Hektar geschützt und den ökologischen Erfordernissen zur Erhaltung von Flora und Fauna dieser Flussaue mit den angrenzenden Oder Hängen Rechnung getragen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Nutzung zugunsten einer ungestörten Naturentwicklung auf mehr als der Hälfte des Nationalparks einzustellen. 

Grüner Farbverlauf
nationalparkhaus

Das Nationalparkhaus in Criewen

Das Nationalparkhaus bietet spannende Ausstellung und Exkursionen zum Mitmachen, auf 13 Ausstellungsbereichen kann man die Natur entdecken!

deich, kühe, wiese

Die Geschichte des Nationalparks Unteres Odertal

Gold-Textur-Tapete

Von einem der Aussichtspunkte auf den Oderhängen schweift der Blick über die breite Talaue. Vor dem Betrachter liegt die vor 10.000 Jahren mit der ausklingenden letzten Eiszeit entstandene Oderniederung, und es scheint, als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Sanfte Hügel mit dichten Wäldern, Talsandterrassen und eine im Frühjahr überflutete Auenlandschaft vermitteln an vielen Tagen im Jahr noch immer Ruhe, Weite und Einsamkeit. Als Rückzugsgebiet vieler Tier- und Pflanzenarten bietet der Nationalpark darüber hinaus fantastische Möglichkeiten, die heimische Flora und Fauna zu entdecken. Das Untere Odertal im Norden Brandenburgs zählt zu den wenigen naturnahen Flussauen Mitteleuropas. In seiner Nord-Süd-Ausdehnung umfasst der Nationalpark 53 Kilometer und auf polnischer Seite im Norden durch den Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) und im Südosten durch den Landschaftsschutzpark Zehden (Cedynski Park Krajobrazowy) ergänzt. Er wurde am 29. Juni 1995 gegründet. Die letzte Vereisung prägte das Untere Odertal. Mächtige Gletscher, gefolgt von Schmelzwasser und Ablagerungen, hinterließen die heutige Oberflächenform.

Image by Ries Bosch

Vor etwa 10.000 Jahren, als die Eismassen stark abschmolzen, bahnte sich die Oder in einer flachen Rinne den Weg Richtung Ostsee. Sie formte eine Landschaft, in der Elche und Biber lebten und Störe und Meeresforellen den Fluss hinaufdrangen, um zu laichen. Allein unberührte Auenwildnis prägte diese Landschaft, bis der Mensch hier sesshaft wurde und Siedlungen entlang des Odertals errichtete. Mit dem Schwinden des Naturreichtums bestimmten vor allem Ackerbau und Viehzucht das Leben vieler Menschen. Immer wieder vernichteten jedoch Hochwasser die kostbare Ernte. Vor etwa 150 Jahren verstärkten die Menschen ihre Bemühungen, sich vor dem Hochwasser der Oder zu schützen. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Süden des unteren Odertals erste Deiche errichtet und die Oder auf mehrere Kilometer begradigt. Von 1906-1928 wurde nach holländischen Vorbild Poldersysteme angelegt, das die Nutzung der Niederungswiesen im Sommerhalbjahr und die düngende Überflutung im Winterhalbjahr ermöglichten. Mit Abschluss der groß angelegten Baumaßnahme entstanden Deiche auf einer Gesamtlänge von 177 Kilometern. Die Polder können bis zu 130 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen und gewährleisten einen natürlichen Schutz vor Hochwasser. 80 Jahre nach der Oderregulierung bestimmt immer noch die Fließdynamik der Oder das Geschehen in Teilen der Aue. Diese Tatsache und der Reichtum an Pflanzen- und Tierarten gaben 1995 den Anlass, einen Nationalpark einzurichten. 

Polder-Deich-Grasfläche-baum

In den vergangenen Jahren wurden im Odertal 284 Vogelarten beobachtet, von denen 120 hier brüten. Besonders die waldreichen Talrandhänge sind als Brutgebiet seltener Vögel wie See- und Schreiadler, Kranich und Schwarzstorch bekannt. Auf den Niederungswiesen ist nicht selten der Weißstorch zu beobachten. Kormorane begründen eine kleine Kolonie, in der heute mehr als 800 Paare brüten, und Seeadler errichteten in den ältesten Baumbeständen ihre Horste. Der Wachtelkönig (Crex crex) bildet im Nationalpark mit bis zu 200 Männchen eines der größten Brutvorkommen in Deutschland. Mit 45 Säugetier-, 16 Amphibien- und Reptilien- sowie 47 Fischarten ist die Oderniederung ein bedeutendes Rückzugsgebiet für seltene Wirbeltiere wie Fischotter (Lutra lutra). Zu den Besonderheiten der Fischfauna gehören nicht allein Wels und Meerforelle, sondern auch kleinere Arten wie Steinbeißer und Bitterling. Das heute nur noch vereinzelt vorkommende Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) gehört zu den Rundmäulern und wurde bis vor 90 Jahren in großer Zahl geräuchert als Schwedter Lamprete in Berlin verkauft. Der Stör (Acipenser oxyrinchus), vor mehr als 100 Jahren hier ausgestorben, schwimmt wieder in der Oder. Seit 1994 läuft ein Wiederansiedlungsprogramm, in dessen Rahmen 2007 ein erster experimenteller Jungstörbesatz in der Oder erfolgte. Die Artenvielvalt setzt sich in der Pflanzenwelt fort. Allein auf deutscher Seite wurden im unteren Odertal bisher 1730 Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen. Auf dem Altwasserarmen sind meist die Weißen See- und die Gelbe Teichrose zu finden. An vielen ufern wachsen Kalmus und Wasserschwertlilie, die hohe Nährstoffgehalte ertragen. In den letzten Jahren haben die seltenen Schwimmfarngesellschaften mit dem Schwimmfarn (Salvinia natans) zugenommen und bedecken viele Teiche und Gräben. Auch die vielerorts schon verschwundene Krebsschere (Stratotes aloides) ist im Nationalpark anzutreffen. Großseggenriede wachsen im nördlichen Teil des Nationalparks und sind wie die Schilfröhrichte in Zunahme begriffen. Korb- und Mandelweiden sowie Purpurweiden bilden auentypische Weidengebüschzonen an den Gewässern und erreichen zum Teil große Ausdehnungen. An schlammigen Stellen sind sie von Großeggen oder Teichschachtelhalmen (Equisetum fluviatile) durchsetzt.

Ausgangspunkt für Touren ist das Nationalparkzentrum in Criewen, dass sich im ehemaligen Arnimischen Schloss befindet. Neben dem um 1820 erbauten Schloss beeindruckt der vom Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenne (1789-1866) angelegten Park mit seinen fast 200-jährigen Sumpfzypressen. 

Die großen Überschwemmungsflächen der Aue stellen einen riesigen Filter für den Fluss dar. Die wechselnden Wasserstände verursachen, obwohl durch das System von Wehren und Schleusen eingeschränkt, ständig Veränderungen an Ufern mit Abtragung und Anlagerung von Sedimenten. Intakte Auen arbeiten wie riesige Schwämme und sind deshalb nicht nur für die Schifffahrt, sondern auch für die Wassergewinnung nützlich. In den überfluteten Flussauen wird in beträchtlichen Größenordnungen Grundwasser neu gebildet. Im Unterschied zu anderen mitteleuropäischen Flüssen gibt es an der Oder noch immer regelmäßige, großflächige Überflutungen. Außerdem ist die Talaue bis heute eine der bedeutendsten Vogelzugstrassen in Europa. Für viele Wat- und Wasservögel ist der Nationalpark ein wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet. Mehr als 200.000 Vögel verschiedener Arten ziehen im Frühjahr oder Herbst hier durch.

Der Nationalpark hat zu jeder Jahreszeit seine Reize. Während im Herbst, in tiefen Nebel gehüllt, die großen Kranich- und Gänseschwärme durch die Niederungen ziehen, überwiegen im Winter die Ruhe und Stille, die mit Reif bedeckten Weiden und der fast lautlose Eisgang auf der Oder. Das erwachende Frühjahr wiederum lockt lärmende Vogelschwärme in die Aue. Im Sommer beeindrucken viele Uferzonen der Altarme mit der bezaubernden Blütenpracht ihrer Schwertlilien und Schwanenblumen.

das heutige Landschaftsmosaik aus Auwäldern, Erlenbrüchen, Röhrichten und Rieden, Feuchtwiesen und moorigen Senken, Tümpeln, Weihern, Altarmen und Spülfelder schafft eine beeindruckende Vielfalt. Den Reichtum dieser vielgestaltigen Landschaft können nüchterne Zahlen kaum beschreiben.

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Rad- und Wandertouren im Nationalpark

 

Der Westteil des Nationalparks hat den Oder-Neiße-Radweg als Tangente. Das Gebiet mit seiner 53 km umfassenden Ausdehnung kann am besten mit dem Fahrrad erkundet werden. Nach Überqueren der Hohensaathen-Friedrichsthaler-Wasserstraße führt die Tour zum Oderstrom. Der abwechslungsreiche Weg führt vorbei an Altwasserarmen und Auwäldern, ist als Auenlehrpfad beschildert. Nach etwa 3,7 km sind die Stromoder und das Saathener Wehr erreicht. Der Blick fällt auf den 60-70 Meter hohen Grundmoränenzug und das Dorf Zaton Dolny (Nieder Saathen) auf der polnischen Oder Seite. Der Dreiländerfluss hat am Saathener Wehr bereits etwa 680 km hinter sich. Der etwa 7 km lange Wilde Waldweg in den artenreichen Densenbergen verläuft südwestlich von Criewen durch feuchte Senken und über leichte Steigungen. Start ist am Nationalparkhaus. Von hier geht es zum Quellerlebnispfad und durch den wasserreichen Mischwald zu den gelb sandigen Densenbergen. Wer im Herbst oder im Frühjahr durch Wald und Polder wandert, kann ein wahres Zugvögel-Spektakel erleben. Der etwa 10 km lange Weg der Auenblicke startet ebenfalls am Nationalparkhaus, ist teilweise asphaltiert und führt durch den Wald der Oderniederung, über kargen Trockenrasen und zum Aussichtspunkt Stützkow. Entlang der Oderaue, die im Winter Zugvögeln als Quartier dient. Der Auenlehrpfad ist nur im Sommer begehbar. Schlickmarken an den Bäumen sind Messlatte der letzten Flut. Die Tour führt die Oder aufwärts, passiert das Petzinger Wehr, vorbei am Querdeich, der den Flutungs- und Trockenpolder trennt, bis in Höhe Stolpe. Vom Oderdeich nach Stolpe führt die Route durch den Trockenpolder. Stolpe naht und wie ein trutziger Recke beherrscht ein 18 Meter hoher Turm mit 6 m dicken Mauern das Land. Der 40 Meter hohe Burgberg bietet eine weite Aussicht. 

Landschaft, Unteres Odertal
Quellerlebnispfad, Schild aus Holz
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